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Entwicklungschancen in psychosozialen/psychiatrischen Einrichtungen1
Gemeindepsychologische Überlegungen

Jarg Bergold2
[Forum Gemeindepsychologie, Jg. 24 (2019), Ausgabe 1]

Zusammenfassung

Psychosoziale und psychiatrische Einrichtungen wie Heime, psychiatrische Stationen u. ä. sollen die Entwicklung ihrer Bewohner fördern. Ob dies gelingt, hängt eng mit der Struktur der Einrichtungen zusammen. Im vorliegenden Essay werden zunächst entwicklungshemmende Lebensbedingungen wie Armut, Unterdrückung, Diskriminierung aufgezeigt. Anschließend werden theoretische Konzepte (z.B. Verwirklichungschancen von Sen, gemeindepsychologische Konzepte wie Setting, Sense of Community, Empowerment oder Partizipation) diskutiert, aus denen Hinweise für die Struktur von Einrichtungen gewonnen werden können, die Entwicklung und Empowerment ihre Bewohner fördern können. Auf dem Hintergrund einer empirischen Studie über ein Obdachlosenheim wird die Notwendigkeit von Räumen diskutiert, die Sicherheit, Handlungsspielräume und Kommunikation bieten. Institutionelle Merkmale wie "Kultur der Einrichtung", "Erzählungen über Identität und Werte", oder Ansprüche an die Qualität von Führung und Mitarbeitern werden erörtert. Zum Abschluss wird auf eine Reihe von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verwiesen, welche die Entwicklung solcher Einrichtungen erschweren.

Schlüsselwörter: Psychosoziale Institutionen, Institutionsanalyse, institutionelle Entwicklungsbedingungen, Verwirklichungschancen, gemeindepsychologische Konzepte, Entwicklungsräume

Summary

Development opportunities in psychosocial/ psychiatric institutions
Community-psychological considerations

Psychosocial and psychiatric institutions such as homes, psychiatric wards, etc. should promote the development of their inhabitants. Whether this succeeds is closely related to the structure of the institutions. The paper first shows development-inhibiting living conditions such as poverty, oppression and discrimination. Next, theoretical concepts (such as Sen's capability approach, community psychological concepts such as setting, sense of community, empowerment or participation) are discussed, which can provide clues about the structure of institutions that can foster develop and empower the residents. The need for spaces that offer security, scope and communication is discussed against the background of an empirical study of a homeless shelter. Institutional characteristics such as "culture of institutions", "narratives of identity and values”, or "qualities of leadership" are discussed likewise. Finally, reference is made to a number of social conditions which hinder the development of such institutions.

Keywords: Psychosocial institutions, institutional analysis, conditions of institutional development, capabilities, concepts of community psychology, developmental spaces

1 Einleitung

Die Frage, ob und wenn ja wie psychosoziale, psychiatrische, pädagogische u. ä. Einrichtungen die persönliche Entwicklung ihrer Mitglieder fördern können, hat eine lange Geschichte. Bei einer Sichtung lassen sich die widersprüchlichen Auswirkungen von solchen Einrichtungen deutlich erkennen. Einerseits wurden sie z.B. im pädagogischen Bereich explizit als Stätten der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gegründet oder in der Psychiatrie als "Heilstätten" eingerichtet, also als Orte, an denen Menschen von ihren "psychischen Krankheiten" geheilt werden sollten (siehe z.B. Szasz, 1974; Jervis, 1978). Andererseits wissen wir inzwischen, dass viele dieser Orte das Gegenteil bewirken, nämlich Fehlentwicklungen, Stagnation, Traumatisierungen usw. In der Geschichte lässt sich auch beobachten, dass unterschiedliche Vorstellungen über organisatorische Zielsetzungen einander ablösten. Grob gesprochen lässt sich ein Pendeln zwischen eher verwahrenden und eher fördernden Tendenzen feststellen.

Wenn ich die augenblickliche Diskussion richtig einschätze, steht das Thema der Organisationsstruktur von psychosozialen Einrichtungen heute erneut auf der Tagesordnung. Dabei scheint die Tendenz wieder eher in Richtung einer Bevorzugung von restriktiven Strukturen zu gehen3. Gleichzeitig gibt es aber auch gegenteilige Bemühungen um z.B. eine partizipative Gestaltung von Einrichtungen, wie sich dies in Diskussionen im Behindertenbereich, der Wohnungslosenhilfe oder sogar als allgemeine Forderung widerspiegelt, soziale Organisationen grundlegend als Partizipationsräume zu verstehen (siehe Anastasiadis, 2011).

In diesem Essay möchte ich über die Frage nachdenken, wie psychosoziale Einrichtungen gestaltet werden können, um die Entwicklung aller Beteiligten, also von "Betreuten", "Betreuer/Innen" und "Verwaltungspersonal", zu ermöglichen. Ich möchte den Typus von psychosozialer Organisation genauer betrachten, der darauf abzielt, marginalisierte und diskriminierte Menschen aufzunehmen, ihnen eine Zuflucht und einen Lebensraum zu bieten und ihnen neue Lebensperspektiven und eine Rückkehr in die Gesellschaft zu ermöglichen. Bei meinen Überlegungen knüpfe ich an eine Analyse der Möglichkeiten von Partizipation in einem Obdachlosenheim an, bei der sowohl die interne Struktur der Einrichtung als auch externe Strukturen einbezogen wurden (siehe Bergold & Thomas, 2010).

Zunächst möchte ich mit einer Geschichte beginnen, die der berühmte englische Sozialfilmer Ken Loach in seinem Film "Jimmy's Hall" erzählt. Das Dorf in der irischen Grafschaft Leitrim ist 1932 ein trostloser Ort, in dem Arbeitslosigkeit, Grundbesitzer und die katholische Kirche alle Aktivität und Freude haben verschwinden lassen. Auch die Jugend hat weder Gegenwart noch Zukunft. Da kehrt James "Jimmy" Gralton nach 10 Jahren aus seinem New Yorker Exil zurück, wohin er als Kommunist und Anstifter von Aufruhr verbannt worden war. Er hatte damals in einer Scheune eine Tanzbar betrieben, wo junge Leute Spaß hatten und tanzen, diskutieren, Pläne schmieden usw. konnten. Auch bei seiner Rückkehr wird er sofort zum Hoffnungsträger und dazu gedrängt, die Tanzbar wieder zu eröffnen. Nach einigem Zögern tut er dies auch und dieser Ort wird nicht nur zu einem Lokal, in dem die Jugend tanzen und Jazz hören kann, sondern an dem auch viele andere Dinge gemacht werden - es wird gemalt, gesungen, geboxt, diskutiert. Einer der jugendlichen Protagonisten sagt: "Der Saal ist ein sicherer Ort. Dort können wir träumen, denken, diskutieren, lernen, lachen und tanzen. Er holt das Beste aus uns heraus." Dies erscheint dann dem ortsansässigen Priester so gefährlich, dass er mit Hilfe der Großgrundbesitzer und der Polizei dafür sorgt, dass Jimmy wieder nach den USA ausgewiesen wird.

Ein sicherer Ort, der "das Beste aus seinen Bewohnern herausholt". Das scheint mir die zentrale Zielvorstellung für Einrichtungen in der psychosozialen Versorgung zu sein. Leider dominiert die Erfahrung, dass viele Einrichtungen dieser zugegebenermaßen idealen Vorstellung nicht entsprechen. Zu denken ist hier an die Stationen für chronisch, psychisch Kranke in den alten psychiatrischen Anstalten, die im Alltag "Schlangengruben" genannt wurden und schwere iatrogene Störungen produziert haben oder pädagogische Einrichtungen, sogar Edelinternate oder kirchliche Internate, aus denen Menschen mit lebenslangen Traumen hervorgegangen sind. Daher muss es ein Anliegen sein, einerseits Einrichtungen zu finden und näher zu beschreiben, welche zumindest eine Annäherung an dieses Ideal darstellen, und andererseits zu überlegen, welche gesellschaftlichen und institutionellen Bedingungen und Faktoren die Konstruktion solcher Orte fördern oder be- und verhindern.

In der psychosozialen Realität habe ich einen Ort gefunden, der es erlaubt, wenigstens einige wichtige Merkmale solcher entwicklungsfördernden Institutionen zu identifizieren. Es handelt sich um das Obdachlosenheim St. Ursula in Offenburg, wo wir gemeinsam - also Betroffene, Professionelle und Forschende - in einem partizipativen Forschungsansatz versucht haben zu untersuchen, wie dieses Heim funktioniert, dessen Organisation sehr stark auf einem partizipativen Ansatz aufgebaut ist. Bei unseren Erkundungen im U-Heim haben wir viel über die Strukturen und Dimensionen, aber auch über die Probleme erfahren, die einen solchen Entwicklungsraum kennzeichnen. Diese Untersuchung stellt daher den empirischen Hintergrund für meine Überlegungen dar. Allerdings werde ich im Folgenden nicht die konkreten Befunde und die genaue methodische Vorgehensweise darstellen4, sondern versuchen, auf dem Hintergrund dieser Befunde und der vornehmlich gemeindepsychologischen Literatur Strukturen zu beschreiben, die Einrichtungen auszeichnen, welche die Entwicklung von Menschen ermöglichen können.

2 Entwicklungshemmende Bedingungen

Die Menschen, welche in diesen psychosozialen Einrichtungen aufgenommen werden und für die sie konstruiert sind, lassen sich allgemein dadurch kennzeichnen, dass sie aus unterschiedlichen Gründen an den Rand der Gesellschaft abgedrängt, also marginalisiert wurden und nur wenig oder keinen Zugang zum durchschnittlichen ökonomischen, politischen, kulturellen, institutionellen und sozialen Leben haben. Sie haben Erfahrungen von Diskriminierung und Exklusion gemacht. Die Gründe hierfür liegen auf unterschiedlichen, miteinander systemisch vernetzten Ebenen (siehe Bronfenbrenner, 1979, dtsch. 1989). Diese Notwendigkeit der Zusammenschau von gesellschaftlichen, institutionellen und individuellen Faktoren wird in der neueren theoretischen Diskussion immer stärker hervorgehoben, eine Entwicklung, die ich im Weiteren hier aufgreifen will. Im Nachfolgenden werden einige einschlägige Konzepte kurz angerissen, um den Ausgangspunkt für die Diskussion um entwicklungsfördernde Institutionen aufzuzeigen.

Soziale Ungleichheit ist als grundlegender sozialen Tatbestand auf der Makroebene zu betrachten. Damit wird der auf Grund der gesellschaftlichen Stellung unterschiedliche Zugang zu ökonomischen und anderen Ressourcen bezeichnet, welche die Entwicklungsmöglichkeiten von Menschen und Gruppen bestimmen.

Armut und sozial Exklusion werden in Politik und wissenschaftlicher Literatur in einem engen Zusammenhang diskutiert (siehe z.B. Huster et al., 2012)5. Dabei kann Armut als eine komplexe Lebenslage verstanden werden, welche eng mit der ungleichen Verteilung wirtschaftlicher Ressourcen verbunden ist. Die fehlende Verfügbarkeit von Ressourcen entscheidet auch über die soziale Exklusion aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (Sen, 2000). Hauser (2012) stellt beispielsweise anknüpfend an Sen fest, dass relative Armut, die wohl in Mitteleuropa die häufigste Armutsform darstellt, als Mangel an Verwirklichungschancen betrachtet werden kann6. Darauf werde ich später noch eingehen.

Unterdrückung kann als eine spezifische Ausprägung von sozialer Ungleichheit betrachtet werden, wenn sie als systemische und breit angelegte soziale Ungleichheit definiert wird, die durch die Verwendung von Macht entsteht. Bei den Betroffenen stellt sie das Gefühl für die eigene Menschlichkeit in Frage. Unterdrückung wird als Dehumanisierung und Demoralisierung empfunden. Sie stellt ein Trauma für das Selbstkonzept dar (siehe Case & Hunter, 2012).

Ausgrenzung und Marginalisierung kann auch noch durch andere Prozesse angestoßen werden, die zwar mit den bereits genannten im Zusammenhang stehen, jedoch als weitere Risikofaktoren gesehen werden müssen. Hierzu gehören u.a. Diskriminierung auf Grund von Behinderung, psychischen Krankheiten, sexuellen Identitäten, religiösen Orientierungen, Migration, sozialräumlichen Wandel usw.

Obdachlosigkeit ist ein Zustand, der durch unterschiedliche Prozesse im Leben eines Menschen eintreten kann (siehe Paulgerg-Muschiol, 2009). Ist dieser jedoch einmal eingetreten, so ähneln sich die Erfahrungen, welche die Menschen in diesem Zustand machen, und die Bedingungen, unter denen sie leben müssen. Zusammenfassend gesagt fühlen die Menschen sich häufig arm, ausgeschlossen, alleine gelassen, entwürdigt, perspektivlos, häufig hilflos usw. (siehe Saurer, 2009)7. Allerdings gilt dies nicht für alle obdachlosen Menschen. Es gibt eine kleinere Gruppe von Obdachlosen, die von sich sagen, sie hätten die Obdachlosigkeit selbst gewählt und würden sie gut bewältigen. Da sie häufig nur gelegentlich in psychosozialen Institutionen auftauchen, können Sie hier vernachlässigt werden.

3 Theoretische Konzepte zur Analyse und Gestaltung von psychosozialen Einrichtungen

Psychosoziale Institutionen können gesellschaftliche Tatbestände nicht grundsätzlich ändern, aber sie können Effekte abmildern oder Entwicklungsmöglichkeiten und -wege innerhalb des bestehenden Systems weisen. Inwieweit sie im Rahmen der Förderung von Empowermentprozessen auch zur Veränderung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen beitragen können, wird zu diskutieren sein.

Als ersten Schritt möchte ich zunächst Konzepte aus der theoretischen Literatur aufgreifen, welche den Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen und institutionellen Strukturen einerseits und den Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen andererseits thematisieren. Dabei will ich versuchen, Strukturmerkmale von Institutionen8 herauszuarbeiten, welche einerseits geeignet sind, entwicklungshemmenden Faktoren zu schwächen bzw. zu kompensieren und andererseits die Entwicklung von Menschen auf den unterschiedlichen Ebenen direkt zu unterstützen und zu fördern.

3.1 Das Konzept der Verwirklichungschancen von Amartya Sen

Als grundlegendes, philosophisch-ökonomisches Konzept, das die Vision von einer entwicklungsfördernden Institution leiten kann, möchte ich das Konzept der Verwirklichungschancen von Amartya Sen nutzen. Es bestimmt auf vielfältigen Ebenen die Voraussetzungen für gerechte Entwicklungschancen von Menschen. Entwicklung will er dabei "... als Prozess der Erweiterung realer Freiheiten verstehen, die den Menschen zukommen" (Sen 2002, S. 13). Zwar geht es Sen als Wirtschaftswissenschaftler um ein Verständnis der ökonomische Entwicklung, es geht ihm aber nicht um die Freiheit "des Menschen" allgemein, sondern um die Freiheit des Individuums, ein erstrebenswertes Leben seiner Wahl leben zu können, und um die Voraussetzungen dafür. Er argumentiert, dass sich aus den Grundgütern (z.B. Einkommen) allein nicht abschätzen lässt, ob ein Mensch ein schätzenswertes Leben wählen kann. Es geht vielmehr auch um die relevanten persönlichen Charakteristika, die "eine Umwandlung von Grundgütern in die Fähigkeiten des Menschen ermöglichen, seine Zwecke zu verfolgen" (Sen 2002, S. 95). Der Ansatz umfasst ähnlich wie derjenige Bronfenbrenners (1979) alle Systemebenen und stellt die Zusammenhänge zwischen Entwicklungen auf der gesellschaftlichen und ökonomischen Ebene, der intermediären und der individuellen Ebene her. Es wird argumentiert, dass sich Entwicklungen, aber auch gesellschaftliche Tatbestände wie Armut, nur dann verstehen lassen, wenn alle diese Ebenen einbezogen werden (siehe z.B. Robeyns, 2006). Sen (2002) schlägt für die Analyse zwei Grundbegriffe vor: Funktionen und Verwirklichungschancen. Der Begriff Funktionen "… gibt die verschiedenen Dinge wieder, die eine Person gern tut oder die sie gern sein mag" (S. 95). Funktionen sind bereits erworbenen Handlungsmöglichkeiten, z.B. sich ausreichend ernähren zu können, über Bekleidung und Behausung zu verfügen, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können oder sich ohne Scham in der Öffentlichkeit zeigen zu können. Verwirklichungschancen (capabilities) einer Person beziehen sich "auf die möglichen Verbindungen der Funktionen, die sie auszuüben vermag. Verwirklichungschancen sind Ausdrucksformen der Freiheit: nämlich der substantiellen Freiheit, alternative Kombinationen von Funktionen zu verwirklichen" (S. 95). Bei den Verwirklichungschancen richtet sich der Blick auf die Möglichkeiten der Menschen, unterschiedliche Lebensstile realisieren zu können. Es wird die Frage nach den Handlungsspielräumen zur Gestaltung ihres Lebens gestellt, also danach, ob die Lebenswelt dieser Person neue Entwicklungen ermöglicht. Eine übersichtliche Darstellung der Verwirklichungschancen findet sich bei Arndt et al. (2006). Es wird unterschieden zwischen individuellen Potenzialen der Person, welche eine Gestaltung der Lebenswelt zulassen (z. B. Einkommen, aber auch Gesundheitszustand Behinderung, Bildung, berufliche und alltägliche Kompetenzen usw.) und gesellschaftlich bedingte Chancen. Dabei handelt es sich um z.B. politische Freiheiten (Wahlrecht, Demonstrationsrecht etc.), ökonomische Institutionen (Ressourcen, Bedingungen des Tausches, Verteilung), soziale Chancen (z.B. Bildung, Gesundheit), Transparenzgarantien (z.B. Pressefreiheit) und soziale Sicherheit (z.B. Sozialhilfe, Mindestlöhne). In ihrer Kombination ergeben sie die Entwicklungsmöglichkeiten der Person.

Speck & Steinhart (2016) postulieren auf der Basis eines erweiterten Ansatzes in ähnlicher Weise:

"Die Qualität sozialpsychiatrischer Dienstleistungen müsste sich dann daran bemessen lassen, inwiefern es gelingt, bei den Nutzern die vorgegebenen Grundbefähigungen in ihrer ganzen Breite zu stärken und gleichzeitig über politische Initiativen die entsprechenden Gelegenheitsstrukturen z. B. in der Gemeinde und des Staates zu fördern" (Speck & Steinhart 2016, S. 333).

3.2 Gemeindepsychologische Konzepte

Im nächsten Schritt werden Konzepte aus der gemeindepsychologische Theorietradition vorgestellt, welche den Anspruch haben, Möglichkeiten für die Analyse und die Veränderung von organisatorischen Strukturen zur Verfügung zu stellen.

3.2.1 Setting

In der Gemeindepsychologie gibt es seit längerem ein theoretisches Konzept, das geeignet ist, Institutionen zu beschreiben und zu analysieren. Es handelt sich um das Konzept des "Settings", das von Seymour Sarason (1972) entwickelt wurde. Die Kerndefinition von Setting durch Sarason lautet (nach Seidman, 2011): "Beziehungen über eine längere Zeitperiode zum Zweck, bestimmte Ziele zu erreichen" (S. 1, Übersetzung J.B.). Seidman (2011) kennzeichnet das Settingkonzept in seiner heutigen Weiterentwicklung durch drei Hauptaspekte: soziale Prozesse9, Ressourcen und ihre Zusammensetzung, Organisation und Verteilung. Die letzteren beiden Aspekte betreffen strukturelle Merkmale von Settings, sind also für die Analyse von Organisationen von besonderer Bedeutung. In neuerer Zeit haben Case & Hunter (2012) das Settingkonzept genutzt, um Räume zu beschreiben, in denen die "Defizit-orientierten gesellschaftlichen Erzählungen" in Frage gestellt und das Wohlbefinden marginalisierter Menschen verbessern werden. Sie nennen diese Räume "Counterspaces".10 Solche Räume sind durch drei Prozesse gekennzeichnet: Erzählerische Identitätsarbeit, Akte des Widerstands, direkte Interaktionen in Beziehungen (relationale Transaktionen). Es handelt sich bei letzterem um Prozesse, bei denen gegenseitige Unterstützung und Anerkennung gegen Unterdrückung und Abwertung helfen und die Entwicklung von Gefühlen von Selbstwert und menschlicher Wertschätzung fördern. Solche Settings können bei unterschiedlichen Gruppen von marginalisierten Menschen ermächtigende und emanzipierende Effekte haben.11

3.2.2 Sense of Community

Das zweite gemeindepsychologische Konzept, das von einem engen Zusammenhang zwischen individueller Entwicklung und Strukturen in der sozialen Umwelt ausgeht, wurde ebenfalls durch Sarason entwickelte. Es ist der "Sense of Community", das Gemeinschaftsgefühl, den er bestimmt als "das Gefühl, dass man Teil eines jederzeit erreichbaren, sich gegenseitig unterstützenden Netzwerks von Beziehungen ist, auf das man sich verlassen kann und dessen Ergebnis es ist, dass man keine dauerhaften Gefühle von Einsamkeit hat" (Sarason, 1974, S.1, zitiert nach Nowell & Boyd, 2010, S. 830, Übersetzung J.B.). Ich möchte allerdings auch hier wieder darauf hinweisen, dass Sense of Community nicht individualistisch verstanden werden darf, sondern gleichzeitig ein Merkmal der jeweiligen Gemeinschaft ist. Es wird davon ausgegangen, dass gesunde Gemeinschaften durch eine überindividuelle emotionale Vernetztheit gekennzeichnet sind. Sie eröffnen dem Einzelnen durch Geborgenheit, Schutz und Unterstützung einen sicheren Ausgangspunkt, um neue Handlungsalternativen zu entwickeln - allerdings immer in den Grenzen des in der Gemeinschaft Akzeptierten. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Untersuchungen, in denen Zusammenhänge zwischen Gemeinschaftsgefühl und Partizipation, Einkommen, sozialem Well-Being und Empowerment aufgefunden wurden (siehe u.a.: Speer et al., 2012; Nowell & Boyd, 2010).

3.2.3 Empowerment

Das Konzept des Empowerments wurde von David Rappaport (1984) in die Gemeindepsychologie eingeführt. In seiner durch Maton (2008) erweiterten Form lautet es:

"Ein auf eine Gruppe gestützter, partizipativer Entwicklungsprozess, durch den marginalisierte oder unterdrückte Individuen und Gruppen eine größere Kontrolle über ihr Leben und ihre Umwelt gewinnen, geschätzte Ressourcen und grundlegende Rechte erlangen, und wichtige Ziele des Lebens und Verminderung der gesellschaftlichen Marginalisierung erreichen" (S. 5, Übersetzung J.B.).


Dieser Formulierung macht deutlich, dass es sich bei Empowerment immer um einen Prozess handelt, der das Individuum und seinen sozialen Kontext als Einheit auffasst. Dies im Gegensatz zu der - auch im deutschsprachigen Raum - herrschenden Fokussierung auf individuelles Empowerment, also eine Dekontextualisierung vom institutionellen und politischen Zusammenhang. Maton (2008) und andere haben in zahlreichen Arbeiten den engen Zusammenhang zwischen psychologischem und institutionellem Empowerment aufgezeigt und auf die Möglichkeiten von "empowering community settings" verwiesen. Eine ermächtigende Organisation, welche psychologisches Empowerment der Mitglieder begünstigt, kann durch folgende Merkmale charakterisiert werden:

  • ein Glaubenssystem, das Wachstum anregt, auf Stärken beruht und auf jenseits des Ichs gerichtet ist,
  • eine Rollenstruktur, die den Mitgliedern vielfältige und sinnvolle Rollen bietet, um sich zu entwickeln, zu wachsen und zu partizipieren,
  • ein auf den Mitgliedern basierendes Unterstützungssystem, das zur Lebensqualität des Einzelnen, zu seinen Möglichkeiten, mit belastenden Situationen fertig zu werden, und zu einem Gemeinschaftsgefühl beiträgt,
  • eine Führung, die partizipativ, inspirierend und organisatorisch begabt ist und die Grundsätze des Empowerments vertritt.


Ermächtigende Organisationen tragen aber nicht nur zur Ermächtigung ihrer Mitglieder bei, sondern können auch im institutionellen Netz ermächtigend wirken, d.h. sie können sich im politischen und/oder Verwaltungskontext mit anderen Institutionen vernetzen und so gemeinsam ihre Handlungsmöglichkeiten erweitern. Sie werden dann zu ermächtigten Institutionen.

3.2.4 Partizipation

Partizipation ist ein weiteres Konzept, das als Grundlage für die Entwicklung von Menschen zu betrachten ist und das auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen verankert ist. Es ist zunächst ein demokratietheoretischer Begriff, der die Beteiligung der Bürger*innen an einer lebendigen Demokratie bezeichnet, aber es hat vielfältige Konsequenzen. Die Grundidee von Partizipation klingt zunächst einfach. Alle Menschen sollen an der Gestaltung ihrer Lebenswelt teilhaben können. Sie sollen sagen können, was sie wollen und was sie nicht wollen, sollen bei der Planung eigene Entwürfe einbringen können und ihre Stimme soll bei den Entscheidungen gleichberechtigt mit allen anderen zählen. Es geht also um die Gestaltung der Lebenswelt und um den Einfluss auf alle Bedingungen, die sich auf das Leben auswirken. In der Teilnahme an dieser Entwicklung zusammen mit anderen Menschen kann sich auch der Einzelne weiterentwickeln. Die Forderung nach Partizipation hat sich zumindest dem Anspruch nach auf vielen Ebenen durchgesetzt, von der Weltbank12 über den "Vierte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung" (Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2013) bis zur Ebene von psychosozialen Einrichtungen (siehe z.B. die Empfehlung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V., 2015: "Mehr Partizipation wagen")13. Auch Partizipation ist ein Konzept, das die unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen durchdringt (siehe z.B. Urban, 200514). Nur wenn auf allen Ebenen Strukturen vorhanden sind, die Partizipation zulassen, können auch die Einzelnen ihre Interessen und Perspektiven partizipativ vertreten und andere von ihnen überzeugen und in der Folge gemeinsam durchsetzen. Das bedeutet, dass auch institutionelle Strukturen sorgfältig daraufhin überprüft werden müssen, inwieweit ein Verhältnis von Mitarbeiter*innen und Nutzer*innen auf gleicher Augenhöhe besteht, das eine echte Partizipation auch in allen Bereichen von alltäglichen Entscheidung bis zu Konzeptionsentwicklungen zulässt. Weiterhin ist zu untersuchen, inwieweit die jeweilige Einrichtung in ein politisches und verwaltungstechnisches Netz eingebunden ist, das partizipationsfreundlich bzw. -fördernd ist.

4 Entwicklungsräume in psychosozialen Einrichtungen

4.1 Merkmale von Entwicklungsräumen

Im vorausgehenden Abschnitt wurden einige theoretische Konzepte vorgestellt, mit deren Hilfe untersucht werden kann, wie eine Institution gestaltet werden muss, damit sie die Entwicklung ihrer Mitglieder fördert. Im nächsten Schritt sollen nun anhand dieser Erkenntnisse und der Befunde aus der partizipativen Untersuchung der Struktur eines Obdachlosenheims konkrete Hinweise für grundlegende Merkmale einer entwicklungsfördernden Organisation entwickelt werden.

Es fällt auf, dass in den oben kurz dargestellten Konzepten immer wieder ähnliche Vorschläge für entwicklungsfördernde Bedingungen gemacht werden, die auch für die Gestaltung von psychosozialen Einrichtungen relevant und bedeutungsvoll sind. Allerdings sind sie relativ allgemein und man muss sich fragen, was diese Vorschläge nun für die konkrete Gestaltung und das alltägliche Leben in einer Einrichtung bedeuten. Zugleich muss darüber nachgedacht werden, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit die Vorschläge umgesetzt werden können.

Ausgangspunkt der Überlegungen muss zunächst der psychische, soziale und materielle Zustand der Menschen sein, die eine psychosoziale Einrichtung wie ein Obdachlosenheim in Anspruch nehmen. Wie oben bereits gekennzeichnet, sind sie auf vielfältige Weise belastet. Allerdings lässt sich feststellen, dass wie immer der Ausgangspunkt für die Obdachlosenkarriere war, er von großem Stress, großen Verletzungen und materiellen Verlusten geprägt ist. Paulgerg-Muschiol (2009) unterscheidet zwischen strukturbedingtem Hineinschlittern/Scheitern (z.B. Wohnungs- oder Arbeitsplatzverlust, nach Strafvollzug u.ä.) und Flucht (z.B. nach Scheidung oder Trennung, nach Konflikten mit Eltern/Familie, aus Jugendheim, vor bevorstehender Räumungsklage u.ä.). Hinzu kommen Erfahrungen auf der Straße wie Erniedrigung, Aggression und - vor allem bei Frauen - Anmache, Vergewaltigungsversuche, Ausgeraubt-Werden und Ähnliches. Das Selbstkonzept der Menschen ist häufig in Frage gestellt. Sie sehen keine Lebensperspektive und keine Möglichkeiten, sich selbst aus dieser Situation zu befreien, d.h. sie befinden sich häufig in einem Zustand der Apathie, der in der Psychologie u. a. als "learned helplessness" (Seligman, 1975) bezeichnet wird.

Es gibt aber noch eine andere Seite. Es besteht kein Zweifel, dass diese Menschen im Laufe ihres Lebens persönliche Ressourcen erworben haben und dass ein Leben als Obdachlose*r viel Stärke verlangt. Allerdings können sie diese Potentiale nur begrenzt umsetzen, da die Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit im Vordergrund stehen. Um überhaupt die Möglichkeiten in der augenblicklichen Lebensumwelt wahrnehmen zu können, sich aus der Erstarrung lösen und neue aktiv werden zu können, bedarf es daher eines Gefühls der Sicherheit und Geborgenheit als Ausgangspunkt. Wie bedeutsam dies ist, wurde in vielfältigen Untersuchungen belegt. Hier kann man zurückgreifen auf die Befunde aus der Entwicklungspsychologie, wo sich ein enger Zusammenhang zwischen dem Erkunden der Umwelt und dem Gefühl von Bindungssicherheit und Geborgenheit bei Säuglingen und Kleinkindern gezeigt hat, der auch für das spätere Leben gilt (siehe z. B. Green & Campell, 2000).

4.1.1 Grundlegende Ziele: Wohlergehen und Gerechtigkeit

Zunächst will ich allerdings nach den grundlegenden Zielen der Entwicklungsförderung in den diskutierten Institutionen fragen. Hier möchte ich mich auf Überlegungen von Sen aus der Ökonomie und Prilleltensky aus der Gemeindepsychologie beziehen. Sen postuliert: "Entwicklung lässt sich, so meine These, als Prozess der Erweiterung realer Freiheiten verstehen, die den Menschen zukommen" (Sen, 2002, S. 13). Dabei geht es ihm um die Freiheit, "ein mit guten Gründen erstrebenswertes Leben zu führen" (S. 93) und die realen Entscheidungsmöglichkeiten der Menschen auszuweiten. Anders ausgedrückt geht es Sen um das Wohlergehen (Well-Being) in den ökonomischen, sozialen, politischen und kulturellen Bereichen des Lebens. In ähnlicher Weise bestimmt Prilleltensky (2013) aus einer gemeindepsychologischen Perspektive Wohlergehen als zentrales Ziel. Er definiert: " Wohlergehen ist beides, ein positiver und erwünschter Zustand der Dinge im Leben allgemein und in speziellen Bereichen des Lebens, wie z.B. der Gesundheit, der wirtschaftlicher Situation und in den sozialen Beziehungen" (S. 148, Übersetzung J.B.).

"In my view, well-being is a positive state of affairs, brought about by the simultaneous and balanced satisfaction of diverse objective and subjective needs of individuals, relationships, organizations, and communities" (Prilleltensky, 2012, S. 2).


Ich möchte vorschlagen, Wohlergehen als zentrales Ziel von Entwicklungsförderung zu betrachten. Allerdings bedarf es noch einer weiteren Komponente, nämlich der Gerechtigkeit, welche sowohl in der Theorie Sens als auch aus einer gemeindepsychologischen Perspektive eng mit Wohlergehen verbunden ist (siehe Prilleltensky, 2013). In der Organisationspsychologie wird in der Debatte um organisationale Gerechtigkeit üblicherweise zwischen Verteilungsgerechtigkeit, d.h. der gerechten Verteilung von Ressourcen, Lasten usw., und prozeduraler und interaktionaler Gerechtigkeit unterschieden (siehe Jacobs & Dalbert, 2008). Aufgrund der Ergebnisse dieser Forschung scheint es mir gerechtfertigt, die beiden letzteren Gerechtigkeitstypen als wesentliche Zielsetzungen für entwicklungsfördernde Institutionen zu betrachten. Prozedurale Gerechtigkeit lässt sich dahingehend charakterisieren, dass alle Prozesse in einer Institution fair, vorurteilsfrei, transparent, informativ, partizipativ und ethisch korrekt verlaufen. Interaktionale Gerechtigkeit ist in zwei weitere Untertypen von Gerechtigkeit aufgeteilt, nämlich informationale Gerechtigkeit, d.h. die Bereitstellung aller relevanten Informationen für alle Teilnehmer*innen15, und interpersonale Gerechtigkeit, d.h. die Behandlung aller Mitglieder mit Würde, Höflichkeit und Respekt. Durch diese Art von Prozessen werden "Vertrauen, Respekt, Kontrolle und Empowerment aufgebaut, welche eine wertvolle Ressource für Individuen und Systeme sind" (Prilleltensky, 2012, S.7).

Auf der Basis dieser Überlegungen erscheint es mir notwendig, beide Seiten einzubeziehen - die Möglichkeiten, welche die institutionellen Arrangements bieten und die persönlichen Ressourcen der Menschen. Hinsichtlich ersterem möchte ich an Sens Konzept der Verwirklichungschancen und an das wahrnehmungspsychologische Konzept der handlungsauffordernden Umweltgegebenheit von James J. Gibson (vgl. Eleanor J. Gibson, 198816) anknüpfen. Verwirklichungschancen sehe ich als handlungsauffordernde Möglichkeiten, welche die Umwelt anbietet. Sie müssen vom Individuum aktive exploriert werden, um Wissen über deren Struktur (siehe auch Bergold, 198117) zu entwickeln und neue oder bereits vorhandene, aber gehemmte Kompetenzen wieder zu aktivieren.

Bei den Menschen, deren Potentiale eher gehemmt sind, müssen die Voraussetzungen für eine aktive Exploration erst hergestellt werden. Der Übergang von dem völligen Zusammenbruch - auch des Obdachlosendaseins - zu einer möglicherweise neuen Orientierung und Entwicklung scheint nur in einer akzeptierenden, freien und entschleunigten Umgebung möglich, die Sicherheit und Geborgenheit bietet und es erlaubt, sich der Welt und ihren diversen Gegenständen zuzuwenden und sie aktiv zu explorieren.

Dies führt mich zu meiner Ausgangsthese:

Grundlegendes Merkmal einer entwicklungsfördernden Organisation ist ein gesellschaftlich definierter, belastungsverminderter und sicherer Raum, der gleichzeitig viele Möglichkeiten eröffnet und in dem einzelne Menschen oder Gruppen die Chance haben, ihre Welt (d.h. sich selbst und die materielle und soziale Umwelt) aktiv zu explorieren, um auf diese Weise zu einer Klärung der emotionalen Situation zu gelangen und veränderte Sichtweisen und neue Handlungsformen entwickeln zu können.


Im Weiteren sollen die Merkmale eines solchen sicheren Raums genauer expliziert werden.

4.1.2 Der sichere Raum

Der sichere Raum oder Ort ist sowohl ein subjektives als auch ein objektives Konzept. Es gibt einerseits Räume, in denen wir uns sicher und wohl fühlen und andererseits gibt es objektive Merkmale, die vorhanden sein müssen, damit ein Ort als sicher empfunden wird. Diese Kombination von subjektiven und objektiven Aspekten führt dazu, dass die Bedingungen für Sicherheit sich wandeln, je nachdem welche Gefahren, welcher Person, für welche Aspekte drohen. Das bedeutet, dass die Merkmale eines sicheren Raums im konkreten Fall nur empirisch bestimmt werden können. Die Bedeutung des Platzes oder des Ortes, an dem Entwicklung möglich wird, ist allerdings nichts Neues. Dies wird aus dem oben zitierten Text aus dem Film von Ken Loach deutlich. Diese Vorstellung wird auch schon früh in unterschiedlichen Kulturen thematisiert. So beschreibt Yabusaki (2010) die Bedeutung des Konzepts "aina", dem sicheren Platz, für physisches, geistiges, emotionales und spirituelles Wachstum in der Hawaianischen Kultur.

Im Weiteren sollen die Merkmale eines sicheren institutionellen Raumes dargestellt werden, wie sie anhand der Aussagen der Interviewpartner*innen in unserer partizipativen Untersuchung beschrieben werden können. Sie werden dann in einem nächsten Schritt wieder verallgemeinert. Das Gefühl für einen sicheren Raum entwickelt sich bereits vor der Ankunft in einer Einrichtung. Es sind der Ruf und die Erzählungen innerhalb der "Szene", aber auch von Personen und professionellen Helfer*innen, welchen die Person auf dem Weg in die Einrichtung begegnet. Beim tatsächlichen Eintritt spielen dann die erste Begegnung, die erste Person und wie sie sich der/dem Ankommenden gegenüber verhält eine wichtige Rolle. Dies gilt zwar für alle sozialen Beziehungen, erhält aber hier eine ganz besondere Bedeutung. Aufgrund früherer Erfahrungen mit Einrichtungen des Versorgungssystems wird ein eher verwaltungsmäßiger, strikter Umgang erwartet. Umso wichtiger wird es, dass bei dieser ersten Begegnung neue Erfahrungen gemacht werden können. Ankommende müssen spüren, dass sie akzeptiert werden, gleichgültig wie ihr augenblicklicher Zustand ist. Die Kontaktperson muss zuhören können und vor allem auch bereit sein, auf die Grundbedürfnisse der Ankommenden ohne sofortige Interventionen akzeptierend einzugehen. Insofern ähnelt dieses Merkmal dem Konzept der "bedingungslosen positiven Wertschätzung", das als eines der drei grundlegenden Voraussetzungen für den Veränderungsprozess in der Gesprächstherapie gilt (Rogers, 1972). Dabei umfasst die Akzeptanz allerdings auch körperliche Zustände wie mangelnde Körperpflege, Betrunken-Sein usw., aber auch Besitz von Hunden. Das bedeutet, dass u.U. akzeptiert werden muss, dass Ankommende in einem Zustand sind, der den üblichen Hausregeln widerspricht. Die Person des/der Mitarbeiters*in hat hier eine große Bedeutung. Sie muss sich als vertrauenswürdig erweisen und als Person, welche klare und einsehbare Regeln vertritt, diese aber auch wenn nötig durchbrechen oder zumindest zugunsten des Betroffenen auslegen kann. Eine ähnlich große Bedeutung haben die Mitbewohner*innen, die durch Solidarität und Kameradschaft zu einem beginnenden Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit beitragen. Die große Bedeutung dieser ersten Kontakte verweist darauf, dass partizipativ vereinbarte institutionelle Regeln, aber auch die Möglichkeiten sie zu reflektieren, für alle Beteiligten deutlich erfahrbar sein müssen. Dies wird auch in anderen Bereichen gesehen, in denen Gewalterfahrungen eine zentrale Rolle spielen. Beispielsweise haben die Jugendhilfeeinrichtungen der Rheinischen Gesellschaft der Innere Mission und Hilfswerk GmbH (2004) eine Broschüre mit einer Art Checkliste zum "sicheren Ort" für Leitung, Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen herausgegeben, deren Items wichtige institutionelle Voraussetzungen markieren. Nur wenn ein Kontakt auf einer solch gesicherten Basis hergestellt werden kann, gelingt es, Gefühle von Sicherheit und Geborgenheit zu übermitteln.

Der Partizipationsprozess setzt unmittelbar bei der Ankunft ein, ohne dass dies den Beteiligten bewusst sein muss. Das Akzeptieren der grundlegenden Bedürfnisse der ankommenden Person bedeutet gleichzeitig, dass sie als Subjekt wahrgenommen und ihr bereits zu diesem Zeitpunkt ein Entscheidungsrecht zugestanden wird. Dies gilt, wenn die Ankommenden kein standardisiertes, institutionell normiertes Angebot erhalten, sondern ein Arrangement, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Sie haben bereits in diesem Stadium ein Mitspracherecht. Als weiteres Angebot über die Akzeptanz in der direkten Interaktion hinaus sind Räume notwendig, die durch die Merkmale Sicherheit, Gewaltfreiheit, Ruhe und Entschleunigung geprägt sind. Dies kann u.a. bedeuten, dass die körperlichen Grundbedürfnisse zunächst gesichert werden müssen, dass also z.B. zunächst einfach ein Platz zum Rückzug und Schlafen zur Verfügung gestellt werden muss. Viele Interviewpartner*innen betonten, wie wichtig es für sie war, dass sie zur Ruhe kommen konnten, dass keine Anforderungen gestellt wurden und dass sie sich zunächst einfach ausschlafen konnten. Ein abgeschlossener Raum, in dem Ruhe und Entschleunigung herrschen, wird als notwendige Bedingung beschrieben, um zu sich selbst zu kommen, über sich nachdenken, sich sortieren und damit längerfristig neue Perspektiven entwickeln zu können. Neben diesen beziehungsbezogenen und räumlichen Merkmalen von Sicherheit bedarf es auch einer klaren Kommunikation und glaubwürdigen Versicherung, dass in der Institution der gesetzliche Datenschutz und die Schweigepflicht eingehalten werden und dass die Privatsphäre respektiert wird. Dies muss in den Handlungen und Interaktionen der Mitarbeiter*innen, aber auch durch Absicherung gegenüber übergeordneten Stellen, wie z.B. dem Träger der Einrichtung, deutlich erfahrbar sein.

4.1.3 Ermöglichungsräume

Der sichere Raum birgt allerdings die Gefahr in sich, dass er zum Kuschelraum, zum Ort des passiven Rückzugs werden kann, wenn nicht aktivierende Angebote und Herausforderungen hinzukommen. Dies muss im nächsten Schritt geschehen, wenn durch den sicheren Raum eine emotionale Ausgangsbasis geschaffen wurde. Es ist daher zu untersuchen, welche Verwirklichungschancen die jeweilige Einrichtung bietet. Dabei soll diese als eine Einheit bestehend aus ganz unterschiedlichen Räumen betrachtet werden, die unterschiedliche Handlungsangebote an die Nutzer machen. Auf diese Weise scheint es eher möglich, konkrete Verwirklichungschancen zu bestimmen.

4.1.4 Kommunikative Räume

Die Eröffnung von Räumen der Kommunikation ist von besonderer Bedeutung. Das Leben auf der Straße ist weitgehend geprägt durch eine Tendenz zur Abschottung vom Anderen und einem Misstrauen ihm gegenüber. Umso wichtiger wird es, neue Erfahrungen im Gespräch mit anderen Teilnehmern*innen zu machen und eine offene Kommunikation auf gleicher Augenhöhe zu erleben. Dazu gehört z.B. die Erfahrung, dass Äußerungen nicht gegen einen verwendet werden, dass daraus keine Nachteile erwachsen, sondern dass sich auf der Basis der offenen Diskussion neue Perspektiven entwickeln und Handlungsalternativen sichtbar werden. Damit reduziert sich auch die Angst vor Konflikten und den Konsequenzen des eigenen Handelns und vor einer Verantwortungsübernahme. Auf dieser Basis können in einem ersten Schritt kleine Aufgaben übernommen werden, die der jeweilige Raum anbietet. Dabei kann es sich z.B. um einen Aufenthaltsraum handeln, in dem zu institutionsrelevanten Themen diskutiert wird und wo eine Meinung vertreten oder Wissen vermittelt werden kann. Die Teilnahme kann zu neuen Erfahrungen über die eigene Person und die eigenen Kompetenzen führen. Die dabei erfahrene Selbst- und Fremdakzeptanz kann sich auch auf das Wertesystem auswirken. Bisher wurden die Lebenssituation und die Handlungsmöglichkeiten nach dem Wertesystem vor der Obdachlosigkeit beurteilt. Das bedeutet, dass auf diesem Hintergrund der augenblickliche Zustand extrem abgewertet wird. Jegliches Tun und Handeln genügte diesen Standards nicht. Auf dem Hintergrund des sicheren Raums und einer sicheren, anerkennenden Kommunikation können neue, der augenblicklichen Situation angemessene Wertmaßstäbe gewonnen werden, die auch als "konkrete Vision" bezeichnen werden können. Die augenblickliche Lebenssituation wird als Ausgang akzeptiert. Damit wird auch eine förderliche emotionale Basis für eine Aktivierung geschaffen. Dies ermöglicht im Weiteren eine schrittweise Übernahme von zunehmend anspruchsvolleren Aufgaben. Zur Kennzeichnung dieses Prozesses nutzen einige unserer Interviewpartner*innen den Slogan: "Vom Tellerwäscher zum Millionär".

4.1.5 Räume mit unterschiedlichem Aufforderungscharakter

Voraussetzung für eine solche Entwicklung ist allerdings, dass die Einrichtung zusätzlich Räume anbietet, in denen unterschiedliche Aufgaben übernommen werden können. Beispiele für solche Räume können Haustreffen sein, in denen man/frau seine/ihre Meinung einbringen oder in einem nächsten Schritt das Protokollschreiben übernehmen kann, Dienst in der Cafeteria oder in der Küche bis zu Tätigkeiten mit größerer Verantwortung, wie Nachtdienste in der Einrichtung, die selbstständige Organisation einer Krankenstation oder einer Wärmestube. All dies sind Orte, die sachliche Kompetenzen und interaktionelle Fähigkeiten verlangen und gleichzeitig ihre weitere Herausbildung fördern. Persönliche Potenziale werden auf diese Weise reaktiviert und neu gebildet. Bei allen diesen Tätigkeiten müssen auch kontinuierlich selbstständige Entscheidungen getroffen werden. Es werden also Entscheidungsmacht ausgeübt und damit psychologische Empowermentprozesse eingeleitet. Die aktiven Mitglieder gewinnen ein Gefühl der Kontrolle über ihr persönliches, tägliches Leben. Ihre Veränderung wirkt gleichzeitig auch wieder auf die anderen Nutzer*innen zurück, die gewahr werden, dass es möglich ist, sich aus der Passivität und Resignation zu lösen. Sie wirken als sichtbare Realisationen einer Zukunftsperspektive in die Einrichtung hinein und mit einer zunehmenden Zahl von ermächtigten Mitgliedern erweist sich die Einrichtung selbst als ermächtigende Institution. Allerdings lässt dieser Prozess auch vielfältige Konflikte entstehen. Die Machtstruktur innerhalb der Institutionen ändert sich, wenn vorher passive Mitglieder aktiv werden und in die Entscheidungen eingreifen. Machtveränderungen finden bereits bei der Übernahme von kleineren und erst recht von größeren Aufgaben statt. Die Übertragung eines Nachtdienstes an einen Bewohner zum Beispiel verändert die Machtstruktur zwischen ihm und den anderen Bewohnern erheblich. Noch gravierender sind Veränderungen, die in die Personalstruktur eingreifen, wenn z.B. Betroffene ohne die erforderliche akademische Ausbildung die Aufgaben von Sozialarbeitern übernehmen und dafür auch angemessen bezahlt werden. Aber auch hier können Lernprozesse einsetzen, wenn es gelingt, die Konflikte offenzulegen und Formen des Umgangs mit ihnen zu finden. Dazu müssen Räume zur Verfügung stehen, in denen über Konflikte gesprochen und wo über Machtveränderungen diskutiert und entschieden werden kann. Solche Orte können Teambesprechungen, Betroffeneninitiativen u. ä. sein.

Entwicklungsfördernde Einrichtungen brauchen also eine Institutionsstruktur, die eine partizipative Kontrolle der Macht erlaubt, deren Rollenstruktur durchlässig ist und die Positionswechsel auch in professionelle Positionen in der Institution ermöglicht. Dies muss auch gegenüber der Verwaltung, den Geldgebern und den sonstigen Kontrollinstanzen abgesichert sein. Die Umsetzung eines solchen Konzepts ist in einer Arbeitswelt, die durch vielfältige Gesetze, Verordnungen und Vereinbarungen festgelegt ist, eine heikle Aufgabe, die von der Leitung erhebliches Durchsetzungsvermögen und Verhandlungsgeschick verlangt.

4.1.6 Öffentliche/Politische Räume

Bisher war von den Entwicklungsräumen innerhalb der Einrichtung die Rede. Es gibt aber auch vielfältige Räume außerhalb der Einrichtung, die Verwirklichungschancen bieten und es ist zu fragen, ob und wie die Einrichtung das Betreten dieser Räume unterstützen und fördern kann. Wir haben bei unserer Untersuchung viele Beispiele gefunden, in denen die Mitglieder des Ursulaheims, also Bewohner und Mitarbeiter, gemeinsam hinaus in die Kommune gingen. Es gab kleinere oder größere Aktionen in der Stadt oder dem Landkreis, Aufrufe an die Bürger, die Politiker usw.

Für die Entwicklung wichtig scheint zu sein, dass die Teilnehmenden bei solchen Aktionen einerseits noch in der vertrauten Gruppe sind, die ihnen Sicherheit gibt, und gleichzeitig auch Schritte nach draußen machen können. Dort erhalten sie Anerkennung von Personen aus der alltäglichen Lebenswelt und eine Akzeptanz, die es vorher nicht gab. Unsere Befunde zeigen, dass auf dieser Basis vielfältige Aktionen im erweiterten politischen Umfeld durchgeführt wurden, z.B. im Bundesland Baden-Württemberg ein Marsch auf die Hauptstadt unter dem Motto "Die Straße gehört Allen" oder ein Marsch gegen Armut, in den drei Staaten (Deutschland, Schweiz und Frankreich) einbezogen wurden. Daneben gab es stärker formalisierte Orte der Einflussnahme, z. B. in Betroffeneninitiativen oder Arbeitsgemeinschaften auf allen Ebenen der Gesellschaft, von der städtischen Ebene bis zur Ebene der europäischen Gemeinschaft. Im Sinne einer ermächtigenden Institution wurden diese Aktivitäten institutionell durch organisatorische Hilfen, finanzielle Unterstützung und Teilnahme von Leitung und Mitarbeitern unterstützt.

4.2 Einige Voraussetzungen für Entstehung und Aufrechterhaltung von Entwicklungsräumen

In den vorausgehenden Abschnitten habe ich theoretische und praktische Konzepte für die Gestaltung von entwicklungsfördernden, psychosozialen Organisationen aufgezeigt. Es bleibt die Frage, unter welchen Bedingungen Einrichtungen mit solchen Charakteristika entstehen und wie sie nachhaltig in der Landschaft der psychosozialen Versorgung erhalten werden können. Hierzu sollen die nachfolgenden Überlegungen einen Beitrag leisten.

4.2.1 Kultur der Einrichtung

Ein übergeordneter Faktor, der das Funktionieren von Organisationen bestimmt und auch in den unterschiedlichen Konzepten immer wieder genannt wird, ist die Kultur einer Organisation. Unter dem Titel "Unternehmenskultur" wird dieser Aspekt in der Managementtheorie diskutiert. Ohne ausführlicher auf diese Diskussion einzugehen, will ich im Folgenden aufgrund von gemeindepsychologischen Überlegungen und den Ergebnissen unserer Forschung versuchen, einige Merkmale der Kultur einer entwicklungsfördernden Einrichtung zu kennzeichnen.

Edgar Schein (2004) betrachtet Kultur als Muster von gemeinsamen, grundlegenden Annahmen, die das Ergebnis eines Lernprozesses einer relativ stabilen Gruppe sind. Sie wurden bei der Bewältigung der Aufgaben der Anpassung an die Umwelt und der internen Integration erlernt. Da sie gut funktioniert haben, werden sie als gültig betrachtet und an neue Mitglieder als korrekte Art, Probleme wahrzunehmen, zu denken und zu fühlen weitergegeben. Diese Grundannahmen werden häufig nicht explizit formuliert. Sie sind im Hintergrund wirksam, prägen aber das Handeln der Mitglieder sowie die Gesamtatmosphäre in der Organisation. Es handelt sich teilweise um Selbstverständlichkeiten, über die nicht nachgedacht zu werden braucht. Aus diesem Grund ist es schwierig, sie zu verbalisieren, sie zu analysieren und an neue Mitglieder weiterzugeben.

In unserem Forschungsfeld wurde die Bedeutung der Veränderung von Grundannahmen besonders deutlich. Der explizit formulierte Auftrag des Trägers und der Stadt war die Versorgung und Betreuung von wohnungslosen Menschen. Er lässt sich allerdings auf sehr unterschiedliche Weise erfüllen. Mit der Übernahme des Heimes durch einen neuen Leiter wurde eine bestehende Versorgungsorientierung, die mit einem starren Regelsystem verbunden war, durch eine Orientierung auf Partizipation als Grundprinzip auf allen Ebenen abgelöst. Er formulierte:

"Das Ziel ist Menschen zu befähigen ihre 'eigene Stimme zu entwickeln', ihre eigenen Organisationen aufbauen und entwickeln zu können, als Akteure selbst - in Bündnissen mit anderen Menschen und Organisationen - ins öffentlich-politische Geschehen vor Ort, regional bzw. national sich einmischen zu können" (Saurer 2009, 10).


Das konkrete, alltägliche Tun wird durch den Auftrag bestimmt, den sich die Institution bezüglich ihres Klientels, aber auch ihrer sozialen Umwelt, d.h. der Verwaltung, der Politik, den Geldgebern usw., gegeben hat. Aus diesem Auftrag und den Grundannahmen lassen sich Ziele und Mittel ableiten, welche zu ihrer Erreichung eingesetzt werden sollen. Es gehört auch zur Kultur der Institution, darüber immer wieder zu reflektieren und Konsens herzustellen.

4.2.2 Erzählungen über Identität und Wert

Ziele werden zwar in expliziten Statements formuliert, üben aber in dieser Form wahrscheinlich nur einen begrenzten Einfluss auf das Bewusstsein und das alltägliche Handeln der Mitglieder der Institution aus. Im Rahmen unserer Untersuchung fiel uns auf, dass vom Leiter, aber auch von verschiedenen älteren Mitgliedern, immer wieder Geschichten aus der Anfangszeit der Einrichtung erzählt wurden. Es waren Geschichten darüber, wie einzelne Mitglieder dazu beigetragen hatten, das Heim zu verändern, d.h. Regeln zu verändern, Offenheit zu fordern, Mitbestimmung durchzusetzen, Protestmärsche zu organisieren, neue Angebote zu entwickeln usw. Bei genauerer Analyse wurde deutlich, dass in diesen Geschichten die Grundannahmen der Einrichtung an die nachfolgenden Mitbewohner weitergegeben wurden und ebenso, dass sich alle Beteiligten auf diese Weise der Grundpositionen versicherten. In diesen Geschichten wurde am Beispiel von besonders vorbildlichen Mitgliedern die Notwendigkeit von Partizipation, von aktiver Teilnahme an den Aufgaben im Heim, an politischen Aktionen usw. thematisiert. Außerdem wurde auf diese Weise den defizitorientierten, negativen Erzählungen über obdachlose Menschen, wie sie in der Gesellschaft kursieren und auch von den Obdachlosen selbst internalisiert werden, Erzählungen über Erfolge entgegengesetzt, mit denen man sich identifizieren konnte und die zu einer Verbesserung des Selbstwertgefühls und des Selbstbewusstseins der Beteiligten beitrugen. Institutionelle Erzählungen haben also noch die zusätzliche Funktion, die negativen gesellschaftlichen Bewertungen ihre Mitglieder, die zu Resignation, Apathie und Verzweiflung führen und vom Einzelnen kaum in positive Alternativerzählungen umgewandelt werden können, umzuformen und die positiven, in die Zukunft weisenden Möglichkeiten aufzuzeigen und zur Wirkung zu bringen (siehe Rappaport, 1995). Wenn es gelingt, sich selbst im Spiegel von solchen Erzählungen positiv zu sehen und ein neues Selbstwertgefühl zu gewinnen, lassen sich auch Entwicklungschancen in der Umwelt wahrnehmen und ergreifen.

4.2.3 Führung und Mitarbeiter

Selbst wenn man Partizipation als Grundlage für eine fördernde Organisation annimmt, ist die Bedeutung der Leitung nicht zu unterschätzen. Dies hängt eng mit der insgesamt eher hierarchisch, paternalistischen Organisation des Versorgungssystems zusammen. Neue Formen eines demokratischen, gleichberechtigten Umgangs zwischen Mitarbeiter*innen und Nutzer*innen lassen sich oft nur schwer durchsetzen. Bei einem Vergleich von zwei Institutionen aus zwei verschiedenen Kulturkreisen habe ich die Bedeutung der Leitung für die Entstehung solcher Einrichtungen aufgezeigt. Sie kann unter Umständen durch hohe fachliche Kompetenz und Charisma partizipative Formen der Organisationsstruktur gegenüber den übergeordneten Instanzen durchsetzen (Bergold, 2014). Dieser Befund steht in Übereinstimmung mit den weiter oben zitierten Vorschlägen von Maton, der ebenfalls die Bedeutung der Leitung für ermächtigende Institutionen betont.

Ähnliches gilt für die Mitarbeiter, welche die Grundannahme der Partizipation deutlich in ihrer Kommunikation und in den alltäglichen Interaktionen sichtbar und erlebbar machen müssen. Dabei geht es teilweise um alltägliche, aber unkonventionelle Handlungsweisen, an denen sich die partizipative Grundeinstellung und die Akzeptanz der Nutzer*innen ablesen lassen. So berichtet eine Nutzerin, die sich von Anfang an im Heim angenommen gefühlt hat, dass der erste Sozialarbeiter, den sie traf, die Aufnahme ins Heim noch gemacht habe, obwohl er schon Feierabend hatte, und vor allem habe er ihr erlaubt, ihren Hund mit ins Zimmer zu nehmen, was für sie essentiell wichtig gewesen sei.

4.2.4 Ausgangstür in die Lebenswelt

Zum Abschluss dieser Überlegungen möchte ich noch auf einen Aspekt eingehen, der eher selten diskutiert wird, mir aber für die Konstruktion entwicklungsfördernder psychosozialer Einrichtungen von großer Bedeutung zu sein scheint. Beim ersten Brainstorming in unserem partizipativen Forschungsprojekt haben alle Teilnehmenden Fragen aufgeschrieben, die sie durch die Forschung beantwortet haben wollten. Einer der Teilnehmer schrieb: "Wenn ich das Heim verlasse, bin ich dann wieder ein Nobody?"

Es ist also die Frage, inwieweit innerhalb der Institution zwar ein Milieu der Geborgenheit und des persönlichen Wachstums vorhanden ist, aber zu wenig berücksichtigt wird, wie die Bewohner*innen wieder zurück in die alltägliche Lebenswelt kommen. Dort müssen sie in der Lage sein, auch ungeschützt Chancen aufgreifen und sich gegen Anfeindungen, Belastungen und Frustrationen wehren zu können. Es ist also möglich, dass gerade Geborgenheit und Förderung innerhalb der Einrichtung dazu verführen, dort bleiben und sich den Belastungen draußen nicht aussetzen zu wollen. An diesem Effekt können auch Mitarbeiter der Einrichtungen beteiligt sein. Sie haben unter Umständen Schwierigkeiten, gerade aktiv Teilnehmende loszulassen, die viel zum Funktionieren der Einrichtung beitragen. Die Gefahr von Ghettobildung wurde uns in unserer Untersuchung sehr deutlich. Da das Selbstbewusstsein der Menschen sehr gefährdet ist, brauchen sie den Rückhalt und die Absicherung durch die Gruppe. Diese Gefahr ist auch aus anderen Bereichen bekannt. So hat der Aufbau der ambulanten psychiatrischen Versorgung bedauerlicherweise zu den sogenannten ambulanten Ghettos geführt. Dort hat sich die Bedeutung einer solchen "Tür in den Alltag" gerade bei ambulanten, institutionellen Netzwerken aufweisen lassen (Bergold, 1993). Um dem Ghettoeffekt entgegenzuwirken, bedarf es daher gezielter institutioneller Vorkehrungen für den Übergang in den Alltag. Die oben erwähnten Aktionen genügen nicht, da die Teilnehmenden immer noch in die vertraute Gemeinschaft eingebunden sind. Es bedarf einer explizit definierten Tür in den normalen Alltag und einer gezielten Unterstützung durch Wohnungsangebote, Möglichkeiten zu Berufsabschlüssen, ev. sozialtherapeutischen Angeboten usw.

5 Schlussbemerkungen

Auf die am Anfang gestellte Frage lässt sich wohl nur eine Antwort im Stile von Radio Eriwan geben: Ja, im Prinzip können Institutionen zu Entwicklungsräumen werden, aber......man muss sofort hinzusetzen, dass die realen gesellschaftlichen Bedingungen der psychosozialen Versorgung und die Strukturen der verschiedenen Versorgungssysteme dem eigentlich widersprechen. Für eine Realisierung ist es notwendig, dass die jeweils übergeordneten Systeme, also beispielsweise Kommunen, Kirchen, Wohlfahrtsverbände, private Träger, Krankenkassen, Berufsverbände usw., in welche die Einrichtung eingebunden ist, ebenfalls bereit sein müssen, die Strukturveränderungen zu unterstützen oder zu mindestens zu tolerieren, die zur Schaffung einer entwicklungsfördernden Einrichtung notwendig sind. Die meisten dieser Hilfesysteme sind hierarchisch organisiert und fordern die Beachtung ihrer rechtlichen, verwaltungs- und finanzierungstechnischen Normen, so dass für eine entwicklungsförderliche Gestaltung der Einrichtung nur ein geringer Spielraum besteht. So wird beispielsweise die Abgabe von Entscheidungsmacht bei grundsätzlicheren institutionellen Entscheidungen im Sinne von Empowerment der Teilnehmer durch diese Vorgaben erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht. Ähnlich verhält es sich bei der Veränderung von institutionellen Rollen, wenn beispielsweise erfahrene, praktisch ausgewiesene, aber formal nicht qualifizierte Nutzer*innen Stellen übernehmen sollen, deren Qualifikationsanforderungen durch den TVöD festgelegt sind und eine akademische Ausbildung voraussetzen. Auch Proteste und politische Aktionen gegen kommunale Behörden, staatliche Stellen u. ä. führen schnell zu massivem Druck auf die Einrichtungsleitungen, die solche Aktionen zulassen oder sogar noch unterstützen.

Das bedeutet, dass die Herstellung und vor allem auch der längerfristige Bestand von solchen Einrichtungen von allen professionellen Akteur*innen einen hohen Aufwand verlangen, der weit über das übliche berufliche Engagement hinausgeht. Das gilt insbesondere für die jeweiligen Leitungen, die quasi gegen den Strom des geforderten, routinemäßigen Verwaltungshandelns schwimmen müssen. Sie geraten in die paradoxe Situation, sich einerseits gegen außen als stark und durchsetzungsfähig erweisen zu müssen und andererseits sich im Innenverhältnis zurücknehmen zu müssen und ein partizipatives Verhältnis auf gleicher Augenhöhe mit allen Mitgliedern der Institution zu entwickeln.

Endnoten

  1. Der vorliegende Text ist eine um gemeindepsychologische Grundlagen erweiterte und präzisierte Fassung von Bergold (2017).
  2. Ich möchte den Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen des Ursulaheims danken, die es durch ihre Offenheit und Bereitschaft zur Diskussion ermöglicht haben, ein tieferes Verständnis der Institutionsstruktur zu gewinnen. Außerdem danke ich unserem Team aus studentischen Mitarbeiterinnen sowie Stefan Thomas und Willfried Becker für die gemeinsame Forschungsarbeit.
  3. Siehe z.B. die von Priebe et al. (2005) festgestellte Reinstitutionalisierung in der Psychiatrie.
  4. siehe Bergold &Thomas (2010).
  5. Die Auswirkungen von Armut wurden bereits sehr früh z.B. in der Studie über die "Arbeitslosen von Marienthal" von Marie Jahoda und Mitarbeitern (1933/ Wiederauflage1975) beschrieben.
  6. "Diesen generellen Mangel kann man in einen Mangel an individuellen finanziellen Potenzialen (Einkommen, Vermögen), einen Mangel an individuellen nicht-finanziellen Potenzialen (Gesundheit, Bildung) sowie in einen Mangel an gesellschaftlich bedingten Chancen (politische Chancen, ökonomische Chancen, soziale Chancen, sozialer Schutz, ökologischer Schutz, rechtlicher und faktischer Schutz gegen Kriminalität sowie Informationsmöglichkeiten) aufgliedern" (Hauser, 2012, S. 125).
  7. "Obdachlose Lebenslagen - sie sind charakterisiert durch extreme und harte Armut. Die uns allen zureichend bekannten Merkmale von Deprivation, sozialer Ausgrenzung und Exklusion treten hier kumuliert - also vielfach - auf. Das Kernproblem der Lebenslage >obdachlos< scheint das 'Ausgestoßensein' zu sein. Armut, Hunger, Leid, Elend, in den Formen [von] Arbeitslosigkeit, materiellem Prekariat, gesundheitlich miserabler Situation etc. Diese Lebenslage schafft negative Zuschreibung und Zuordnung und harte Ausgrenzung gleichzeitig" (Saurer, 2009).
  8. Den Begriff "Institutionen" nutze ich hier im engeren Sinne von "Versorgungsinstitutionen".
  9. Muster des Austausches zwischen zwei oder mehr Gruppen von Menschen, unter Einschluss von Normen und Praktiken
  10. "A psychological community of others, also known as or a 'community of resistance’ (hooks, 1990, p. 42), is comprised of individuals who share a common narrative, experience and/or understanding of oppression and who, as a result of this, are uniquely positioned to help promote the marginalized individual’s sense of self-worth and humanity (Jones 2005)” (Case & Hunter, 2012, S. 261).
  11. "Settings consist of relationships, roles, social processes (interactions between persons), activities, and resources (Tseng and Seidman 2007). To date, a significant body of research has demonstrated the empowering and liberating effects of settings for various groups of marginalized individuals (e.g., Balcazar et al. 2011; Brodsky 2009; Maton and Brodsky 2011)" (Case & Hunter, 2012, S. 258).
  12. "Participation is a process through which stakeholders influence and share control over development initiatives and the decisions and resources which affect them"(World Bank 1996, p. xi).
  13. "Partizipation bezeichnet demgegenüber ein in erster Linie institutionelles Arrangement, in dem Betroffene innerhalb einer Organisation (Kommune, Stationäre Einrichtung, Beratungsstelle, Tagesaufenthalt etc.) auf der Grundlage bestehender Verfahrensregeln an Entscheidungen über die Planung und Dienstleistungserbringung sozialer Dienste beteiligt werden. Dies kann auf der Ebene der Kommune z.B. ein Beirat oder auf der Ebene der Beratungsstelle oder der stationären Hilfe eine Betroffenenvertretung sein. Ziel ist sowohl die (Mit-) Gestaltung von Entscheidungsprozessen bei der Gewährung sozialer Leistungen als auch die Stärkung von Einflussmöglichkeiten bei der Gestaltung von Hilfearrangements" (S.2).
  14. "Partizipation ist auf Strukturen angewiesen, die Partizipation zulassen, ermöglichen, fördern und im optimalen Falle rechtlich verankern. Gleichzeitig helfen die besten Strukturen nichts, wenn es nicht Menschen gibt, die diese Strukturen nutzen und füllen" (S. 3).
  15. Siehe auch die Transparenzgarantien von Sen.
  16. "I have already suggested that active exploration of objects, leading to observable consequences and more specialized exploratory activities, has important results for learning about what an object affords , what can be done with it, its functional possibilities and uses” (S. 24).
  17. Ich habe dort auf die Bedeutung von Exploration der inneren und äußeren Welt als Grundmechanismus für Veränderung in der Psychotherapie verwiesen.

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Autor

Jarg Bergold
jarg.bergold@bitte-keinen-spam-fu-berlin.de

Professor emeritus für Klinische Psychologie und Gemeindepsychologie an der Freien Universität Berlin. Forschung und Lehre in den Bereichen verhaltenstherapeutische Verfahren, psychosoziale / psychiatrische Versorgung, qualitative Forschungsmethoden, Evaluation und partizipative Forschungsstrategien.



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