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Queer Meets Islam: Begegnung als Zumutung und Chance

Ulrich Klocke, Helen Landmann & Bernhard Heider
[Forum Gemeindepsychologie, Jg. 25 (2020), Ausgabe 1]

Zusammenfassung

Menschen muslimischen Glaubens und lesbische, schwule, bisexuelle und trans*1 (LSBT) Personen sind Vorurteilen und Diskriminierung ausgesetzt. Auch das Verhältnis zwischen den beiden Gruppen ist nicht immer einfach. Wir haben daher Begegnungen zwischen Muslim*innen und LSBT initiiert und begleitet. In diesem Artikel reflektieren wir den wissenschaftlichen Hintergrund dieser Begegnungsveranstaltungen und geben praktische Hinweise zu ihrer Organisation.

Schlüsselwörter: Kontakt zwischen Gruppen, Vorurteile, Diskriminierung, Wertunterschiede, LSBT, Islam

Summary

Queer Meets Islam: Encounter as imposition and opportunity
People of Muslim faith and lesbian, gay, bisexual, and trans* (LGBT) people are subject to prejudice and discrimination. Moreover, the relationship between the two groups is not always easy. We have therefore initiated and accompanied encounters between Muslims and LGBT. In this article we reflect on the scientific background of these encounters and give practical advice on how to organize them.

Keywords: contact between groups, prejudice, discrimination, value differences, LGBT, Islam

1 Einleitung

"Eine Zumutung - und eine große Chance." Mit diesen Worten fasste die Berliner Morgenpost einen Besuch von Schwulen und Lesben in einer Moschee in Berlin-Wedding zusammen (Kraetzer, 2018b). Die Beziehung zwischen lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* - wir sprechen hier auch zusammenfassend von queeren - Personen und Religion bzw. religiösen Menschen ist in der Tat keine einfache. Die heiligen Schriften aller drei monotheistischen Religionen beinhalten Passagen, die sich als Ablehnung männlicher Homosexualität und als Beschränkung auf eine Dualität von zwei Geschlechtern, nämlich Mann und Frau, interpretieren lassen.

Viele religiös erzogene queere Menschen sehen sich daher vor der Entscheidung, entweder ihrer Religion den Rücken zu kehren oder ihre sexuelle Orientierung bzw. ihr Geschlecht zu verleugnen. Ist es also möglich, meist weltlich ausgerichtete LSBT mit Mitgliedern einer Religionsgemeinschaft in einen Dialog zu bringen und das Verhältnis zwischen diesen Gruppen zu verbessern? Wir haben uns auf dieses Experiment eingelassen und dafür zunächst den Islam als Religion ausgewählt. Ausschlaggebend war, dass Muslim*innen genau wie LSBT in unserer Gesellschaft Diskriminierung erfahren, es also trotz Unterschieden zwischen den Gruppen mindestens eine Gemeinsamkeit gibt, an der man anknüpfen kann. Zudem gibt es Hinweise, dass in Deutschland negative Einstellungen gegenüber Homosexualität unter Muslim*innen im Durchschnitt höher ausgeprägt sind als unter Christ*innen (siehe Kapitel 2).

Insgesamt fanden sieben Begegnungsveranstaltungen statt, die erste in einer ehemaligen Kirche, die fünf folgenden in Moscheegemeinden und die letzte in einem queeren Vereinszentrum (siehe Tabelle). Die ersten sechs Begegnungsveranstaltungen zwischen muslimischen und queeren Menschen wurden vom Verein Leadership Berlin - Netzwerk Verantwortung e.V. organisiert. Leadership Berlin versucht, Brücken zwischen gesellschaftlichen Gruppen zu bauen, die sich zumindest teilweise mit Vorbehalten oder gar Ablehnung gegenüber stehen. In diesem Sinne startete der Verein im Jahr 2013 das Projekt meet2respect, mit dem jüdische und muslimische Vertreter*innen zusammengebracht werden. Diese besuchen gemeinsam mehrheitlich muslimische Schulklassen in Berlin, um sich dort für Respekt und Toleranz gegenüber Andersgläubigen auszusprechen, oder sie fahren demonstrativ gemeinsam auf Tandems in einem Korso durch Berlin, um ein Zeichen gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit zu setzen. Die erste Begegnung zwischen muslimischen und queeren Personen setzte Leadership Berlin im Jahr 2014 gemeinsam mit dem Völklinger Kreis - Netzwerk schwuler Führungskräfte in einer ehemaligen Kirche um. Einige Wochen später folgte ein Besuch mit ca. 30 Teilnehmenden in einer DITIB-Moscheegemeinde mit Moscheeführung, Diskussion und gemeinsamem Essen. Diesem ersten Besuch in einer mehrheitlich von türkischstämmigen Gläubigen besuchten Moscheegemeinde folgte eine mehrheitlich von Palästinenser*innen besuchte arabische Moscheegemeinde, sodann die von mehrheitlich aus Pakistan stammenden Gläubigen besuchte Ahmadiya-Moscheegemeinde und zwei weitere mehrheitlich von arabischstämmigen Gläubigen besuchte Moscheegemeinden. Besonders beachtlich ist, dass die beteiligten Moscheegemeinden keine liberale, sondern eine konservative Mehrheitsmeinung zum Islam vertreten und dennoch eine Begegnung möglich war. Über alle Treffen wurde in der regionalen Presse berichtet (für einen Überblick siehe die Webseite von Leadership Berlin, 2019). Im Oktober 2018 folgte eine Gegeneinladung von Muslim*innen in den Sonntags-Club e.V., einen Berliner Verein für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Menschen (Kraetzer, 2018a).

Wir, die Autor*innen dieses Artikels, waren an den bisher sieben Begegnungsveranstaltungen als Initiator, als Veranstalter, als Moderatorin oder als Teilnehmende beteiligt. Mit diesem Artikel richten wir uns in erster Linie an Personen, die ähnliche Veranstaltungen durchführen möchten. Wir möchten dazu anregen, diese erfolgreichen und vielversprechenden Begegnungsveranstaltungen auch an anderen Orten und mit anderen Gruppen bzw. Gemeinden durchzuführen.

Dazu werden wir zu Beginn allgemein auf das Verhältnis zwischen queeren und zugleich eher weltlich ausgerichteten Menschen und religiösen Menschen, insbesondere Muslim*innen, eingehen und darüber informieren, welche Ziele wir mit den Begegnungsveranstaltungen verfolgen. Es folgen Ergebnisse aus der Wissenschaft, insbesondere der Sozialpsychologie, zu den Effekten von Intergruppenkontakt auf die Einstellungen der Mitglieder zur jeweils anderen Gruppe, die Einblicke in die Wirkweise der Begegnungsveranstaltungen bietet. Der Schwerpunkt unseres Artikels liegt in einer systematisierenden Darstellung unserer Erfahrungen aus den bisherigen Begegnungsveranstaltungen. Daraus leiten wir am Ende Empfehlungen für die Durchführung ähnlicher Veranstaltungen ab.

Tabelle 1
Datum
Ort
Teilnehmende
Ablauf/Inhalte
24.11.2014
Jerusalemkirche, Kreuzberg (früher evangelische Kirche, heute allgemeiner Veranstaltungsort)
Etwa 200, mehrheitlich queer
  1. Grußwort von Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD)
  2. Live-Song von Donato Plögert (Schlager)
  3. Podiumsdiskussion über Islam und Homosexualität mit Ender Çetin (damals Vorsitzender der Sehitlik-Moschee), Pinar Çetin (Vorsitzende der Deutschen Islam Akademie), Bernhard Heider (Geschäftsführer von Leadership Berlin), Barbara John (1981 bis 2003 Ausländerbeauftragte des Berliner Senats), Daniel Worat (Vorstand „Völklinger Kreis", Berufsverband für schwule Führungskräfte), Sabine Werth (Gründerin der Berliner Tafel)
28.04.2015
Sehitlik-Moschee, Neukölln (DITIB, mehrheitlich türkisch)
Etwa 30, etwa zur Hälfte muslimisch (Männer und Frauen), etwa zur Hälfte queer (nur Männer)
  1. Führung durch die Moschee mit allgemeinen Infos und Fragen zum religiösen Leben
  2. Diskussion zum Thema Homosexualität und Islam bzw. Homophobie und Islamophobie
  3. Gemeinsames Essen
19.07.2016
Dar-as-Salam-Moschee, Neukölln (Neuköllner Begegnungsstätte e.V., sunnitisch, vor allem arabisch, mehrheitlich palästinensisch)
Etwa 20, etwas mehr als die Hälfte queer (nur Männer, darunter ein trans* Mann), etwas weniger als die Hälfte muslimisch (mehrheitlich Männer)
 
  1. Vorstellung der Moschee und der Teilnehmenden
  2. Führung durch die Räume
  3. Soziogramm dazu, wie die Einstellungen in der deutschen Bevölkerung gegenüber Muslim*innen und wie die Einstellungen von Muslim*innen gegenüber LSBTI wahrgenommen werden
  4. Fragen der queeren Gäste an die muslimischen Gastgeber
  5. Gemeinsames Abendessen
30.03.2017
Khadija-Moschee,
Pankow (Ahmadiyya, mehrheitlich pakistanisch)
Etwa 20, etwa zur Hälfte muslimisch (nur Männer), etwa zur Hälfte queer (eine Frau, sonst nur Männer)
  1. Vorstellung der Moschee und der Teilnehmenden
  2. Führung durch die Räume
  3. Soziogramm dazu, wie die Einstellungen in der deutschen Bevölkerung gegenüber Muslim*innen und wie die Einstellungen von Muslim*innen gegenüber LSBTI wahrgenommen werden
  4. Gebet (mit Einladung an die queeren Gäste, dabei zu sein)
  5. Diskussion und Fragen der queeren Gäste an die muslimischen Gastgeber und der Gastgeber an die Gäste
  6. Gemeinsames Abendessen
07.02.2018
Moschee des Interkulturellen Zentrums für Dialog und Bildung e.V., Wedding (sunnitisch, mehrheitlich arabisch)
Etwa 40, etwa zur Hälfte muslimisch (darunter die Vorstände von vier Moscheegemeinden, Männer und Frauen), etwa zur Hälfte queer (mehrheitlich Männer)
  1. Vorstellung der Moschee und der Teilnehmenden
  2. Führung durch die Räume und Gebet (mit Einladung an die queeren Gäste, dabei zu sein)
  3. Soziogramm dazu, wie die Einstellungen in der deutschen Bevölkerung gegenüber Muslim*innen und wie die Einstellungen von Muslim*innen gegenüber LSBTI wahrgenommen werden
  4. Diskussion und Fragen der queeren Gäste an die muslimischen Gastgeber und der Gastgeber an die Gäste
  5. Gemeinsames Abendessen
24.09.2018
Haus der Weisheit,
Moabit (vor allem arabisch)
Etwa 25, mehrheitlich queer (mehrheitlich Männer)
  1. Vorstellung der Moschee
  2. Führung durch die Räume und Gebet (mit Einladung an die queeren Gäste, dabei zu sein)
  3. Soziogramm dazu, wie die Einstellungen in der deutschen Bevölkerung gegenüber Muslim*innen und wie die Einstellungen von Muslim*innen gegenüber LSBTI wahrgenommen werden
  4. Diskussion mit dem Imam und Klaus Lederer (Bürgermeister und Kultursenator von Berlin)
  5. Gemeinsames Abendessen
15.10.2018
Sonntags-Club, Prenzlauer Berg (Verein für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Menschen)
Etwa 30, etwa zur Hälfte muslimisch (Männer und Frauen), etwa zur Hälfte queer (etwa gleich viele Männer und Frauen, mehrere trans* Personen)
  1. Führung durch die Räume in kleinen Gruppen
  2. Vorstellung der Organisator*innen, des Sonntags-Clubs und mehrerer ehrenamtlich Tätiger
  3. Soziogramm zur Anzahl persönlich bekannter Muslim*innen bzw. LSBTI, zu eigenen Diskriminierungserfahrungen und zu persönlichen Werten
  4. Fragen der Gäste an LSBTI und Diskussion
  5. Gemeinsames Abendessen

2 Homosexualität und Islam

Wie eingangs dargestellt, ist das Verhältnis von LSBT zu den meisten Religionsgemeinschaften nicht immer einfach. Ob der Koran selbst explizite Aussagen zur Homosexualität enthält, ist umstritten. Gelegentlich wird Sure 4:16 als "schändliche" Interaktion zwischen zwei Männern interpretiert.2 Weniger der Koran als vielmehr dessen Auslegungen in der Hadithe werten jedoch männliche Homosexualität als strafwürdiges Verhalten und bilden damit die Grundlage konservativer Ablehnung vor allem gegenüber Analverkehr zwischen Männern (Schmitt, 2001-2002). Der Islamwissenschaftler Bauer (2011) argumentiert, dass sich im islamisch-arabischen Raum über Jahrhunderte hinweg jedoch keine Bestrafung von Homosexualität nachweisen lasse. Erst die christlichen Moralvorstellungen im Zuge der Kolonialisierung durchdrangen die Rechtsprechung und brachten den "Kampf gegen den unordentlichen Sex" in den Nahen Osten (Bauer, 2011).

Dieser historische Hintergrund wird allerdings selten thematisiert. Wenn Medien in Deutschland über Homosexualität und Islam berichten, werden meist die Schwierigkeiten dieses Verhältnisses in den Vordergrund gerückt: Es geht dann beispielsweise um die aktuelle Praxis der Kriminalisierung von Homosexualität in islamischen Ländern (ZEIT ONLINE, 2019), um die Weigerung, sich im islamischen Religionsunterricht gegen die Diskriminierung queerer Menschen auszusprechen (Bingener, 2019) oder darum, wie queere Muslim*innen von anderen Muslim*innen diskriminiert werden (Schlodder, 2019).

Befragungen aus den christlich geprägten Vereinigten Staaten und Kanada zeigen, dass religiöse Menschen Homosexualität im Durchschnitt stärker ablehnen als nicht religiöse Menschen (Whitley, 2009). Allerdings gilt das vor allem für eine fundamentalistische Sicht auf Religion und vor allem für die moralische und rechtliche Beurteilung von Homosexualität, weniger für die emotionalen Reaktionen gegenüber lesbischen und schwulen Menschen (Bosetti et al., 2011). In Befragungen aus Deutschland zeigen Muslim*innen im Durchschnitt negativere Einstellungen zu schwulen Männern (Reese et al. , 2014) und zur gleichgeschlechtlichen Ehe (Pickel, 2019) als Christ*innen.

Doch ähnlich zu LSBT erfahren auch Muslim*innen Vorurteile und Diskriminierung. Nur jede zweite nicht-muslimische Person in Deutschland würde eine muslimische Person als Familienmitglied akzeptieren (PEW, 2018). Diese im Vergleich zu anderen Religionsgruppen starken Vorbehalte spiegeln sich im Konzept der Islamophobie wieder (Lee et al., 2009). Teilweise sind sie auf die Befürchtung zurückzuführen, die Werte von Muslim*innen seien zu unterschiedlich zu denen der nicht-muslimischen Mehrheit (Landmann et al., 2019; Van der Noll et al., 2018). Und auch Homosexualität schützt nicht vor der Ausprägung eigener Vorurteile, wie zahlreiche Politiker*innen oder Aktivist*innen zeigen, die einerseits offen lesbisch oder schwul sind und sich andererseits mit einer islamfeindlichen Politik profilieren (Bartels, 2018). Allerdings gibt es Hinweise, dass Mitglieder sexueller Minderheiten mehr Empathie für Mitglieder ethnischer Minderheiten erleben und das umso stärker, je häufiger sie persönlich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert wurden (Kleiman et al., 2015). Eigene Diskriminierungserfahrungen können also auch zu Solidarität mit anderen benachteiligten Gruppen motivieren.

3 Ziele und Wirkweise der Veranstaltungen

Welche Ziele haben wir mit den Begegnungsveranstaltungen zwischen LSBT und Muslim*innen verfolgt? Und was sagt die Wissenschaft: Ist es realistisch, unsere Ziele mit den Veranstaltungen zu erreichen?

3.1 Unsere Ziele

"Es wäre schön, wenn Sie am Ende sagen könnten: Ich war in einer Moschee, und ich bin heil herausgekommen." (Faical Salhi zitiert nach Kraetzer, 2018b)


Unter dieses Motto stellte der Vereinsvorstand Faical Salhi die Einladung schwuler und lesbischer Führungskräfte in die IZDB Moschee in Berlin-Wedding mit einem Augenzwinkern. Und dieses Motto galt auch für unsere Einladung von Muslim*innen in das queere Vereinszentrum Sonntags-Club in Berlin-Prenzlauer Berg: "Es wäre schön, wenn Sie am Ende sagen könnten: Ich war in einer queeren Einrichtung, und ich bin heil herausgekommen."

Wir wollten also die Ziele nicht zu hoch hängen. Angesichts der Unterschiede zwischen den Werten und Lebensweisen der beiden Gruppen sehen wir es als Gewinn, wenn die Berührungsängste und Vorurteile gegenüber der anderen Gruppe und ihren Treffpunkten (Moschee bzw. queeres Vereinszentrum) nach dem Treffen ein wenig kleiner sind als vorher. Darüber hinaus ist es unser Ziel, gegenseitigen Respekt aufzubauen, indem die Erfahrungen, Ängste und Werte der jeweils anderen Gruppe gehört und verstanden werden, auch ohne sie selbst zu teilen.

Trotz aller Unterschiede sehen wir eine wesentliche Gemeinsamkeit zwischen Muslim*innen und LSBT: Viele Mitglieder beider Gruppen haben selbst Diskriminierung erfahren oder müssen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit darauf gefasst sein, in zukünftigen Situationen benachteiligt oder sogar angegriffen zu werden - vielleicht bei einer Bewerbung oder auf der Straße, vielleicht weil sie ein Kopftuch tragen oder Hand in Hand mit einer gleichgeschlechtlichen Person laufen. Ein Ziel der Begegnungsveranstaltungen ist es, diese Gemeinsamkeiten bewusst zu machen und Empathie für die andere Gruppe zu fördern. Der Ansatz von Leadership Berlin, gerade Führungskräfte zu adressieren, soll bewirken, dass sich jeweils die führenden Vertreter*innen - also Imame und Vorstände der Moscheegemeinden sowie Meinungsführer*innen der LSBT-Community klar gegenüber ihren Gläubigen bzw. Mitgliedern gegen pauschale Stigmatisierung der jeweils anderen Gruppe positionieren. Bestenfalls stehen sich die Mitglieder der beiden Gruppen gegenseitig bei, wenn sie mitbekommen, wie ein Mitglied der anderen Gruppe diskriminiert wird und positionieren sich öffentlich (z. B. als Verein). Dies kann geschehen, wenn Einzelpersonen, Moscheegemeinden oder queere Einrichtungen angegriffen werden. Das Verhältnis von LSBT und Muslim*innen wird bisweilen von Politiker*innen polarisierend aufgegriffen, die ansonsten weder mit einem Engagement für LSBT noch für Muslim*innen hervorgetreten sind (Mader, 2019). Bestenfalls widerstehen beide Gruppen den Versuchen von Populist*innen und Politiker*innen, sie gegeneinander auszuspielen.

3.2 Wirkung von Kontakt zu Mitgliedern einer anderen Gruppe

Existierende Forschung legt nahe, dass Begegnungsveranstaltungen in der Tat dazu geeignet sind, unsere oben genannten Ziele zu erreichen. Über 700 Studien belegen, dass Kontakt zu einzelnen Mitgliedern einer anderen Gruppe nicht nur die Einstellung gegenüber diesen Mitgliedern verbessert, sondern auch die Einstellung gegenüber der gesamten Gruppe (Pettigrew & Tropp, 2006). Die positiven Effekte von Kontakt wurden u. a. konkret für die Einstellungen zu Lesben, Schwulen und Bisexuellen (Smith et al., 2009), zu trans* Personen (Walch et al., 2012) und zu Muslim*innen (Hutchison & Rosenthal, 2011) nachgewiesen. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass religiöse Menschen stärker als nicht-religiöse Menschen auf Kontakt zu Lesben, Schwulen und Bisexuellen ansprechen (Cunningham & Melton, 2013; Klocke, 2014). Bei persönlichen Begegnungen mit einzelnen queeren Menschen verbessert sich die Einstellung religiöser Menschen also deutlicher als die nicht-religiöser Menschen.

Kontakt verbessert die Einstellungen, indem er Perspektivübernahme und Empathie gegenüber der anderen Gruppe auslöst, Wissen über die andere Gruppe vermittelt und Angst abbaut (Metaanalyse von Pettigrew & Tropp, 2008). Damit Kontakt Vorurteile abbauen kann, sollte er als positiv oder neutral wahrgenommen werden, beispielsweise indem er auf gleicher Augenhöhe stattfindet, durch anerkannte Institutionen unterstützt wird oder dabei gemeinsame Ziele verfolgt werden (Landmann et al., 2017). Aber auch wenn Menschen bemerken, dass Mitglieder einer anderen Gruppe die eigene Gruppe respektieren, kann sich der eigene Respekt gegenüber der anderen Gruppe erhöhen. In Deutschland wurden zwischen 2014 und 2016 zwei Mal die gleichen muslimischen Personen befragt, wie sehr sie Respekt verschiedener Gruppen gegenüber Muslim*innen wahrnehmen und wie sehr sie selbst Respekt gegenüber diesen Gruppen verspüren (Simon & Schaefer, 2018). Je stärker sie Respekt durch Atheist*innen, Homosexuelle und Feminist*innen gegenüber Muslim*innen wahrnahmen, desto eher erhöhte sich ihr eigener Respekt gegenüber den genannten Gruppen zwischen den zwei Erhebungen. Bietet eine moderierte Begegnungsveranstaltung also Gelegenheiten, Respekt gegenüber der jeweils anderen Gruppe zu zeigen, sollte dies den positiven Effekt des Kontakts weiter verstärken. Zudem ist die Wahrnehmung darüber, ob die andere Gruppe zum Kontakt bereit ist, relevant. Je mehr eine Person wahrnimmt, dass die andere Gruppe offen für Intergruppenkontakt ist, desto wahrscheinlicher beteiligt sie sich selbst an Intergruppenkontakten (Stathi et al., 2020). Eine einzelne Kontaktveranstaltung könnte bei den Beteiligten und denen, die von der Veranstaltung hören oder lesen, diese Wahrnehmung der Kontaktbereitschaft erhöhen und dadurch Einfluss über die einzelne Veranstaltung hinaus haben.

Die Diversität einer Gemeinschaft steht häufig in einer gewissen Spannung zum Gefühl, in die Gemeinschaft eingebunden zu sein. Dieser Gemeinschaftssinn wird auch als Sense of Community bezeichnet und beinhaltet das Gefühl, einer Gruppe zuzugehören, innerhalb und durch diese Gruppe Einfluss zu haben und durch die Gruppe die eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können (McMillan & Chavis, 1986). Das Gefühl in eine Gemeinschaft eingebunden zu sein, ist in kulturell homogenen Gruppen tendenziell höher (siehe Townley et al., 2011), was als Spannung zwischen Diversität und Gemeinschaftssinn interpretiert werden kann. Intergruppenkontakt stellt eine Lösung für diese Spannung zwischen Gemeinschaftssinn und Diversität dar. Kontakt zwischen unterschiedlichen kulturellen Gruppen kann eine multikulturelle Weltsicht verstärken und eine gemeinsame Identität erhöhen und ist daher ein wichtiger Weg, um ein Gemeinschaftsgefühl in einer kulturell diversen Gesellschaft herzustellen (Townley et al., 2011).

4 Durchführung der Veranstaltungen

Wie genau liefen die Begegnungen zwischen Muslim*innen und LSBT ab? Welche Fragen wurden gestellt, welche Befürchtungen geäußert und welche Sichtweisen eingebracht?

4.1 Ablauf

An der ersten Veranstaltung in der evangelischen Kirche nahmen etwa 200 mehrheitlich queere Personen teil, an den folgenden sechs Veranstaltungen jeweils zwischen etwa 20 und 40 Personen mit einem höheren Anteil von Muslim*innen (siehe Tabelle). Bei den ersten Veranstaltungen war die queere Seite überwiegend durch schwule Führungskräfte repräsentiert, an den weiteren Veranstaltungen nahmen auch lesbische Führungskräfte teil. Die letzte Veranstaltung war auch auf der queeren Seite nicht mehr an Führungskräfte gerichtet und es nahmen ebenso Personen teil, die sich als bisexuell oder trans* zu erkennen gaben.

Die Veranstaltungen liefen unterschiedlich ab, bestanden allerdings meistens aus den folgenden Komponenten: Die Gastgeber*innen stellten sich und ihre Einrichtung vor und führten die Gäste durch die Räumlichkeiten. Die Teilnehmenden wurden gebeten, sich hinsichtlich verschiedener Fragen im Raum zu positionieren (Soziogramm). Danach konnten die Teilnehmenden Fragen an die jeweils andere Gruppe stellen. Die Treffen endeten jeweils mit einem gemeinsamen Essen.

4.2 Soziogramm

Der Begriff Soziogramm wurde ursprünglich verwendet, um soziale Beziehungen grafisch darzustellen, also beispielsweise welche Personen einer Gruppe sich mögen oder kennen (Rapoport & Horvath, 1961). Wir verwenden den Begriff für die Positionierung der Teilnehmenden im Raum. Die Teilnehmenden werden dabei gebeten, sich dazu zu positionieren, wie sie zu einem Thema oder einer Frage stehen.

In den Moscheegemeinden wurde meist gefragt, wie positiv auf einer Skala zwischen 0 und 100 die Teilnehmenden die Einstellungen der deutschen Bevölkerung gegenüber Muslim*innen bzw. wie sie die Einstellungen von Muslim*innen gegenüber LSBT wahrnähmen (Meinungsstrahl). Wer wollte, konnte die eigene Position für alle erläutern. In einer gemeinsamen Diskussion ging es dann meist um die Rolle von Homosexualität im Islam und um die Erfahrungen, die die Teilnehmenden mit Mitgliedern der anderen Gruppe, aber auch als Betroffene von Diskriminierung gemacht hatten. In den Moscheegemeinden waren die Gäste eingeladen, während des Abendgebets in der Moschee anwesend zu sein. In den Moscheegemeinden übernahm die ehemalige Präsidentin des Brandenburger Verfassungsschutzes, Winfriede Schreiber, die Moderation, im Sonntags-Club die Psychologin, Vorurteilsforscherin und Mitautorin dieses Artikels, Dr. Helen Landmann. Jedes Mal wurde gemeinsam zu Abend gegessen, so dass auch Gelegenheit war, mit einzelnen Personen in Kontakt zu kommen.

Im Sonntags-Club, dem queeren Vereinszentrum, begann das Soziogramm mit Fragen zum Kontakt zur anderen Gruppe und zu eigenen Diskriminierungserfahrungen. Zunächst wurde dazu an die eine Seite des Raums ein Zettel mit der großen Aufschrift "keine" und auf die andere Seite ein Zettel mit der Aufschrift "mehr als 20" geheftet. Die muslimischen Teilnehmenden wurden gebeten, sich danach zu positionieren, wie viele Personen sie persönlich kennen, von denen sie wissen, dass sie lesbisch, schwul, bisexuell, trans* oder inter* sind. Die queeren Gäste wurden gebeten, sich nach der Anzahl von Personen muslimischen Glaubens, die sie persönlich kennen, zu positionieren. Sowohl unter den muslimischen als auch unter den queeren Gästen gab es Menschen mit viel und Menschen mit wenig Kontakt zur jeweils anderen Gruppe.

Die nächste Frage lautete "Sind Sie schon mal wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts bzw. ihrer Geschlechtsidentität oder ihrer Religion beleidigt, beschimpft oder lächerlich gemacht worden? Wenn ja, wie oft?" Für die Positionierung wurde an die eine Seite des Raumes ein Zettel mit "noch nie" geheftet und an die andere Seite ein Zettel mit "mehrmals pro Monat". Wieder waren die Positionierungen der Teilnehmenden aus beiden Gruppen über den gesamten Raum verteilt. Bei den Muslim*innen gaben die Frauen deutlich häufigere Diskriminierungserfahrungen an als die Männer und begründeten dies mit ihrer Erkennbarkeit in der Öffentlichkeit aufgrund ihres Kopftuchs. Bei den anschließenden Erläuterungen zeigten sich Teilnehmende durch die Erfahrungen von Mitgliedern der anderen Gruppe berührt.

Fortgesetzt wurde das Soziogramm in Form eines Wertestrahls, eine Übung die sich am Wertequadrat von Schultz von Thun (2009) orientiert, zur Reflektion der eigenen Werte anregt und Werteübereinstimmungen und -unterschiede zwischen Personen sichtbar macht (Landmann et al., 2010). Dabei wurden nacheinander die folgenden Wertepaare an die gegenüberliegenden Seiten des Raums geheftet: Familie versus Selbstverwirklichung, Religion versus Wissenschaft und Tradition versus Erneuerung. Die dazugehörige Frage lautete "Wenn Sie sich zwischen den folgenden zwei Werten entscheiden müssten, wie wichtig wäre Ihnen dann der eine Wert im Vergleich zum anderen?" Bei diesen Fragen waren durchaus Unterschiede zwischen Muslim*innen und LSBT erkennbar, allerdings auch immer eine Streuung innerhalb jeder Gruppe und eine Überlappung zwischen den Gruppen. Wieder bekamen die Teilnehmenden anschließend die Möglichkeit, ihre Position zu erklären. Beispielsweise beschrieb dabei eine trans* Frau, wie wichtig für sie die Loslösung aus ihrer Familie war, um sich endlich nicht mehr verstellen zu müssen und sie selbst sein zu können. Zwei muslimische Teilnehmende meinten, dass Familie aus ihrer Sicht nicht im Gegensatz zur Selbstverwirklichung stehe, worauf eine andere Muslima entgegnete, dass man, wenn man erst einmal Kinder hat, sehr schnell das Gegenteil bemerke. Deutlicher waren die Gruppenunterschiede beim Gegensatzpaar Wissenschaft und Religion. Eine Muslima begründete ihre Positionierung näher bei der "Religion" damit, dass nach ihrem Eindruck die Wissenschaft oft mit zeitlicher Verzögerung festgestellt hätte, dass religiöse Gebote für den Menschen sinnvoll wären, z. B. der Verzicht auf Schweinefleisch.

Diese Soziogramme ermöglichten einen freundlichen Austausch über zum Teil kritische Themen ohne dass Druck entstand, die Positionierung der anderen Teilnehmenden sofort zu bewerten. Dadurch konnten die Teilnehmenden gegenseitig ihre Einstellungen kennenlernen ohne direkt in Konfrontation zu gehen. Diese Methode lieferte außerdem Anregungen für die anschließende Diskussionsrunde. Da bei den Besuchen in den Moscheegemeinden die Fragen von Schwulen und teilweise auch von Lesben an Muslim*innen im Vordergrund standen, wurde im Sonntags-Club im Anschluss an das Soziogramm den muslimischen Gästen die Gelegenheit gegeben, ihre Fragen an die queeren Gastgeber*innen zu stellen. Auf die bei den verschiedenen Veranstaltungen angesprochenen Themen gehen wir im folgenden Abschnitt ein.

4.3 Fragen und Aussagen der Teilnehmenden

Welche Fragen und Aussagen wurden von queerer Seite und welche von muslimischer Seite eingebracht? Von queerer Seite wurde regelmäßig gefragt, wie die anwesenden Muslim*innen reagieren würden, wenn sie erfahren würden, dass eine Person in ihrem eigenen Nahbereich queer sei. Was wäre, wenn ein Gemeindemitglied oder jemand aus ihrer eigenen Familie, z. B. der Bruder oder das eigene Kind erkläre, schwul oder lesbisch zu sein? Wie würde es in der Moscheegemeinde behandelt werden? Ein Vorsitzender einer Moschee und ein Imam einer anderen Moschee entgegneten, dass sie es gegen Diskriminierung schützen würden und sich dafür einsetzen würden, dass es weiter in der Gemeinde aktiv sein kann. Zwar werden homosexuelle Handlungen von den meisten Muslim*innen als Sünde gesehen, sie hätten allerdings nicht das Recht, über Homosexuelle zu richten oder sie zu diskriminieren. Andere muslimische Teilnehmende äußerten, dass sich ein Gemeindemitglied entscheiden müsse zwischen der Zugehörigkeit zur Moscheegemeinde einerseits und dem Leben der eigenen Homosexualität andererseits, da dies mit dem Islam nicht in Einklang zu bringen sei. Dabei wurde deutlich, dass Homosexualität von einigen als eine individuelle Entscheidung gesehen wurde. Vergleichbar zu anderen Anhänger*innen orthodoxer oder konservativer Religionsgruppen wurde die Annahme geäußert, dass man seine sexuelle Orientierung durch Gebete oder eine Therapie ändern könne.

Bei den Begegnungen äußerten die queeren Teilnehmenden wiederholt ihre Hoffnung auf eine aktuelle Anpassung der religiösen Auslegung, merkten aber an, dass die von den muslimischen Teilnehmenden geäußerten Sichtweisen der offiziellen Sichtweise der katholischen Kirche oder den Sichtweisen evangelikaler Christ*innen vergleichbar seien. Da die Veränderungen in der Sichtweise auf Homosexualität im Christentum und der Gesetzgebung der europäischen Länder erst in jüngster Vergangenheit erfolgt sind, wurde eine überhebliche Haltung gegenüber dem Islam abgelehnt.

Einige schwule Teilnehmende äußerten Erfahrungen von oder Befürchtungen vor homophoben Übergriffen in der Öffentlichkeit durch junge Männer, die als muslimisch eingeordnet wurden. Es wurde allerdings eingeräumt, dass die äußere Zuordnung einer Person als "muslimisch" fragwürdig sei und die Herkunft aus einer muslimisch geprägten Kultur nicht bedeuten muss, dass die Täter religiös seien. Die muslimischen Teilnehmenden waren sich einig in ihrer Verurteilung dieser Taten und bezeichneten sie als Taten, die im Widerspruch zum Islam stünden. Im Gegenzug berichteten insbesondere muslimische Frauen von eigenen Diskriminierungserfahrungen wenn sie in der Öffentlichkeit durch das Tragen eines Kopftuchs als Muslima erkennbar sind.

Muslimische Teilnehmende fragten nach der Ursache von Homosexualität und ob diese durch Enttäuschungen mit dem anderen Geschlecht ausgelöst werden könne. Einer der muslimischen Gäste im Sonntags-Club fragte, wo denn die Grenze der (sexuellen) Liberalisierung läge. Weitere geäußerte Befürchtungen waren ähnlich denen, die auch in christlich-konservativen Kreisen geäußert werden (Kramer, 2015), etwa die, dass die heterosexuelle Familie durch Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geschwächt oder dass Kinder in der Schule sexualisiert werden könnten. Vergleichbar zu bekannten Reaktionen der Mehrheitsgesellschaft äußerten muslimische Teilnehmende auch den Wunsch, die sexuelle Orientierung möge Privatsache bleiben, die man nicht "an die große Glocke" hängen solle (Kraetzer, 2018b). Deutlich wurde dabei, dass nicht nur Homosexualität, sondern jegliche Sexualität und das Sprechen darüber für einige gläubige Muslim*innen ein Tabu ist, was es schwieriger macht, einen offenen Diskurs über Homosexualität zu führen. Dadurch, dass Sorgen offen geäußert werden konnten, ergab sich auf den Treffen die Gelegenheit, zumindest einige davon zu entkräften. So wurde beispielsweise erläutert, dass es nicht um Sexualisierung oder die Zurschaustellung sexueller Vorlieben gehe, sondern darum, die eigene Partnerschaft genauso selbstverständlich zeigen zu können, wie heterosexuelle Personen das auch tun und sie genauso selbstverständlich in der Schule berücksichtigt zu sehen.

Trotz aller Gegensätze gab es bei den meisten Treffen auch Gespräche über andere Themen, wurde gescherzt und gelacht, ist man sich menschlich näher gekommen. Nach den Einladungen in Moscheen, bei denen meist die Sorgen und Kritik der LSBT im Vordergrund standen, sollten mit der Einladung in das queere Veranstaltungszentrum umgekehrt den muslimischen Menschen Gelegenheit gegeben werden, ihre Anliegen und Wünsche an die LSBT-Gemeinschaft zu formulieren. Ein Grundstein war gelegt, Berührungsängste abgebaut und der gemeinsame Weg einer schrittweisen Annäherung wurde geöffnet.

5 Empfehlungen für weitere Veranstaltungen

Nachdem wir über den Ablauf der sieben Begegnungsveranstaltungen und unserer Beobachtungen dabei berichtet haben, möchten wir im Folgenden ein paar Hinweise für Personen ableiten, die ähnliche Veranstaltungen durchführen möchten.

5.1 Teilnahmehindernisse abbauen

Eine der wichtigsten Fragen, die sich bei der Vorbereitung einer Begegnung zwischen Muslim*innen und LSBT stellt, ist die, wie man Mitglieder der beiden Gruppen zu einer Teilnahme motiviert. Die Wissenschaft zeigt, dass es Hinderungsgründe für Intergruppen-Kontakt gibt, wie beispielsweise die Sorge, von Mitgliedern der anderen Gruppe moralisch verurteilt zu werden, weil diese das eigene Verhalten oder geäußerte Sichtweisen als diskriminierend beurteilen (Vorauer, 2013). Erleichternd wirkt hingegen, vorher zu vermitteln, dass die Kultur der anderen Gruppe nichts Festes ist, sondern sich ständig verändert (Halperin et al., 2012). Hilfreich ist auch, bereits vorher zu vermitteln, dass es nicht die eine Haltung des Islam zu LSBT-Themen gibt, sondern dass der Islam - wie das Christentum und andere monotheistische Religionsgruppen - weit ausdifferenziert ist. Umgekehrt gibt es natürlich auch nicht die eine LSBT-Community oder eine einheitliche Haltung. Beispielsweise können schwule Männer andere Anliegen haben als lesbische Frauen und diese wiederum andere als trans* Personen.

Auch während der Treffen führt Vielfalt innerhalb der Gruppen am ehesten zu einem Abbau von Stereotypen und einer differenzierten Sicht auf die jeweils andere Gruppe. Wenn bei gewöhnlichen Einladungen erfahrungsgemäß bestimmte Teilgruppen unterrepräsentiert sind, empfiehlt es sich, diese gezielter einzuladen und ggf. bereits in der Vorbereitung einzubinden. So waren in der hier beschriebenen Veranstaltungsreihe beispielsweise auf der queeren Seite zunächst nur schwule Führungskräfte beteiligt. Bei Folgeveranstaltungen wurden daher gezielter lesbische, bisexuelle und trans* Personen angesprochen. Ebenso waren spezifische Ansprachen und ein besonderer Vertrauensaufbau nötig, um den Anteil weiblicher Teilnehmerinnen auf muslimischer Seite zu erhöhen. Eine muslimische Teilnehmerin äußerte dazu den Vorschlag, die Möglichkeit einer Kinderbetreuung anzubieten.

Aus eigenen Erfahrungen in der Vorbereitung war ein Hinderungsgrund auf Seiten der Muslim*innen die Befürchtung, dass bei den Treffen das Thema Sexualität im Vordergrund stehen könnte. Ebenfalls wurde befürchtet, eine Begegnung könnte als Gutheißung von Homosexualität verstanden werden. Aus diesem Grund wurde die erste geplante Begegnung in einer Moschee nach empörten Berichten konservativer türkischer Zeitungen auch zunächst wieder abgesagt (Schulze, 2014). Um zu vermeiden, dass Folgeveranstaltungen bereits vor ihrem Stattfinden eine mediale Erregungswelle hervorrufen, wurden diese nicht mehr vorab über die Medien bekannt gegeben. Stattdessen wurden jeweils nur ein bis zwei Journalist*innen eingeladen, um anschließend darüber zu berichten.

Um Muslim*innen die Sorge zu nehmen, dass ein Treffen als Gutheißung von Homosexualität verstanden werden könne, hat sich eine Grundsatzerklärung als hilfreich herausgestellt, die im Jahr 2008 vom damaligen Integrationsbeauftragten Günther Piening mit islamischen Verbänden entwickelt und von Leadership Berlin aufgegriffen wurde (Leadership Berlin, 2016). Durch deren Unterzeichnung drücken die beteiligten Moscheegemeinden ihre Sichtweise aus, "dass homosexuelle Handlungen theologisch als Sünde zu betrachten sind", dass sie sich jedoch "entschieden gegen jegliche Form der Diskriminierung und Verfolgung irgendwelcher gesellschaftlicher Gruppen einschließlich der Homosexuellen" wenden.

5.2 Realistische Erwartungen vermitteln

Diese Grundsatzerklärung zu Homosexualität ist sicher für viele queere Menschen unbefriedigend. Um realistische Erwartungen an eine Begegnungsveranstaltung zu vermitteln, empfehlen wir, die Grundsatzerklärung auch den queeren Teilnehmenden vorab zur Kenntnis zu geben. Damit können diese frei entscheiden, ob sie eine religiös begründete Ablehnung von Homosexualität ertragen können. Es ist unwahrscheinlich, dass Menschen durch eine Begegnungsveranstaltung ihre theologische Sichtweise fundamental ändern. Doch wie in Kapitel 3.2 dargelegt, verbessert Kontakt insbesondere bei religiösen Menschen die Einstellungen zu LSBT.

Umgekehrt dürfen auch die Muslim*innen nicht erwarten, auf vorurteilsfreie LSBT zu treffen. Beide Gruppen müssen sich bei einem Treffen auf Zumutungen gefasst machen, beispielsweise auf ein ungeübtes oder distanziertes Sprechen von Mitgliedern der jeweils anderen Gruppe über die eigene Gruppe. Einige muslimische Teilnehmende vermieden Begriffe wie "homosexuell", "schwul" oder "lesbisch" und sprachen stattdessen von "solchen Neigungen" oder "gewissen Tendenzen". Einige LSBT verwendeten Begriffe wie "rückständig", wenn sie über den Islam oder generell über Religion sprachen. Es kann also sinnvoll sein, Interessierten vorab zu vermitteln, dass sie möglicherweise verbalen Zumutungen ausgesetzt sein werden und dass sie möglicherweise selbst welche aussenden, auch wenn ihnen das nicht bewusst ist.

Idealerweise machen sich die Veranstalter*innen vorher Gedanken, wie sie solcherlei Zumutungen möglichst reduzieren können. So können beispielsweise queere Veranstalter*innen auf das Servieren von Schweinefleisch und Alkohol verzichten und grundsätzlich muslimische Fest- und Feiertage sowie Gebetszeiten berücksichtigen. Idealerweise schaffen es die Teilnehmenden, den Mitgliedern der anderen Gruppe weiter zuzuhören, auch wenn jene aus der eigenen Perspektive Fragwürdiges oder Belastendes äußern. Hier empfiehlt es sich zudem, mit Konzepten wie Fehlerfreundlichkeit zu arbeiten, bei denen grundsätzlich die Möglichkeit besteht, Fehler selbst zu machen oder ihnen zu begegnen (Goel, 2016). Dabei machen Menschen sich bewusst, dass die Sichtweisen der anderen - ebenso wie die eigenen - nicht auf Böswilligkeit basieren. Vielmehr beruhen sie auf Werten, die den anderen so zentral sind wie einem selbst die eigenen Werte, oder aber auf Missverständnissen, die anschließend vielleicht beseitigt oder zumindest vermindert werden können. Dazu braucht es sowohl Empathie als auch Gelassenheit angesichts dessen, dass die Wirkung einer einzelnen Begegnung meist begrenzt ist.

5.3 Vertrauen durch "Brückenbauer*innen" aufbauen und einen langen Atem beweisen

Für die Planung ähnlicher Veranstaltungen ist es wichtig zu wissen, dass die Realisierung der ersten Begegnung am schwierigsten war. Zudem waren bei den ersten Veranstaltungen deutlich weniger Muslim*innen als LSBT anwesend. Doch anschließend wurde es einfacher, Personen zu finden, die eine entsprechende Begegnung auch in der eigenen Moschee oder dem eigenen Verein ermöglichen wollten und auch die Zahl muslimischer Teilnehmender nahm zu. Wichtig ist vor allem, Kontakte über Empfehlungen oder Mittelspersonen herzustellen, langfristig Vertrauen aufzubauen und nicht zu schnell zu viel zu erwarten. Dazu sind "Brückenbauer*innen" hilfreich, also Personen, die sowohl in Kontakt zu queeren als auch zu muslimischen Personen oder Vereinen stehen. In unserem Fall wurde diese Rolle von Bernhard Heider, dem Geschäftsführer von Leadership Berlin, übernommen, der selbst weder queer noch muslimisch ist und daher aus der Sicht beider Gruppen eine vergleichsweise unabhängige Position einnehmen konnte. Bereits ein solcher indirekter Kontakt zur anderen Gruppe reduziert Vorurteile (Zhou et al., 2019) und kann daher die Bereitschaft zu direktem, persönlichem Kontakt erhöhen. Diese "Brückenbauer*innen" können vorab die größten Sorgen entschärfen und beispielsweise aus eigener Erfahrung berichten, dass im queeren Vereinszentrum keine sexuellen Aktivitäten stattfinden. Und sie können den ersten direkten Kontakt zwischen Muslim*innen und LSBT initiieren. Auch für die Moderation der Veranstaltungen empfehlen wir Personen, die keiner der beiden Gruppen angehören und von beiden Gruppen als vergleichsweise neutral wahrgenommen werden.

Ein Begegnungsformat, bei dem echter Austausch im Vordergrund steht, erfordert viel Zeit und einen langen Atem. Es gilt - im Idealfall mit interkultureller Kompetenz - Vertrauen zu den jeweiligen Akteur*innen aufzubauen. Das geschieht nicht mit einer Mail oder einem langen Brief, einer Absichtserklärung oder einer schnellen Einladung. Es erfordert die Geduld und Bereitschaft, sich persönlich auf Kontakte und Beziehungen einzulassen sowie echte Gastfreundschaft zu signalisieren. Personen oder Organisationen, die vergleichbare Begegnungsveranstaltungen in ihrer Stadt organisieren wollen, können wir gerne an beteiligte muslimische oder queere Ansprechpersonen in Berlin vermitteln, um beispielsweise in einem Telefonat Sorgen abzubauen und realistische Erwartungen zu vermitteln. Im Kontakt mit den Moscheegemeinden haben sich persönliche Gespräche von Angesicht zu Angesicht als hilfreicher herausgestellt als schriftliche Kommunikation.

5.4 Potenziale aufzeigen

Um die beiden Gruppen im positiven Sinn zu motivieren, kann ihnen verdeutlicht werden, dass sie durch die Veranstaltung die Möglichkeit bekommen, die Sichtweise der anderen Gruppe und der Mehrheitsgesellschaft auf die eigene Gruppe zu beeinflussen. Der Islam wird von vielen Menschen mit Fundamentalismus und Terror assoziiert (Lee et al., 2009). Muslim*innen könnten daher interessiert sein, bei Begegnungen und in Gesprächen ein realistischeres Bild auf den Islam und die Gruppe der Muslim*innen zu vermitteln und andere Schlagzeilen in den Medien zu ermöglichen. Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt wird von einigen Menschen als Bedrohung von Kindern, Familie und Religion wahrgenommen. Weltlich ausgerichtete LSBT können dieses Bild verändern, wenn sie sich - für viele überraschend - mit religiösen Menschen an einen Tisch setzen. Sie können bei den Begegnungen vermitteln, dass LSBT, wie andere Menschen auch, ihre sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität als gegeben vorfinden und sich nicht frei für diese entscheiden. Sie können zeigen, dass LSBT viel mehr sind als ihre Sexualität oder ihr Geschlecht, auch wenn die Medien sie, beispielsweise bei Berichten über den Christopher Street Day, gerne darauf reduzieren. Beide Gruppen können durch die Begegnungen deutlich machen, dass sie die andere Gruppe nicht diskriminieren wollen, ihre Mitglieder als Menschen respektieren, auch wenn sie ihr Verhalten nicht immer gutheißen können und einzelne Forderungen der anderen Gruppe ablehnen.

Beide Gruppen haben zudem die Chance, aus den Diskriminierungserfahrungen und den Strategien im Umgang damit zu lernen. In den Veranstaltungen zeigten einige Muslim*innen, dass sie LSBT im Vergleich zu Muslim*innen als in der Gesellschaft etabliert wahrnehmen. Ein Anreiz kann daher sein, aus dem jahrzehntelangen Kampf queerer Menschen gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung etwas für den eigenen Kampf gegen die Diskriminierung von Muslim*innen zu übernehmen. Umgekehrt können LSBT die Chance wahrnehmen, unterschiedliche Gruppierungen des Islam und deren unterschiedliche Positionen zu sexueller Orientierung und Vielfalt kennenzulernen und somit zu einem differenzierteren Bild zu gelangen.

5.5 Diskussionen moderieren

Es kann sinnvoll sein, zu Beginn, sozusagen zum Warmlaufen, der gastgebenden Moscheegemeinde die Gelegenheit zu geben, sich allgemein mit allen möglichen Facetten zu präsentieren - ohne, dass dabei das Thema Sexualität aufgegriffen bzw. dazu Fragen gestellt werden. Darüber hinaus empfiehlt es sich, vor der offenen Fragerunde, einen strukturierteren Teil wie Soziogramme (siehe Kapitel 4.2) einzubauen. Dies ermöglicht einen nicht-konfrontativen Einstieg in die Diskussion. Die Moderation sollte bei Übungen, in denen die Teilnehmenden etwas von sich preisgeben, grundsätzlich die Freiwilligkeit betonen und Redebeiträge möglichst nicht bewerten, auch wenn sie kritisch und möglicherweise verletzend sind. Wenn Fragen vorgesehen sind, bei denen mit kontroversen Sichtweisen zu rechnen ist (z. B. beim Wertestrahl, siehe Kapitel 4.2) sollten mindestens 45 Minuten Zeit zur Verfügung stehen. Das ermöglicht, dass unterschiedliche Perspektiven ausführlich diskutiert werden können, um andere Werte zumindest verstehen und Missverständnisse ausräumen zu können.

5.6 Gemeinsamkeiten erlebbar machen

Da die Unterschiede zwischen den Gruppen auffällig genug sind, ist es wichtig, auch Gemeinsamkeiten erlebbar zu machen. Dazu eignet sich beispielsweise die Thematisierung von erlebter Diskriminierung. Viele Teilnehmende können von eigenen Erfahrungen berichten, beispielsweise abwertenden Sprüchen zum Kopftuch oder zu erkennbarer gleichgeschlechtlicher Zuneigung. Die meisten wissen, wie es sich anfühlt, einer Gruppe anzugehören, die Zielscheibe von Spott oder von rechtspopulistischen Angriffen ist. Berichte davon können Empathie auslösen und zu einer gemeinsamen Identität als Mitglied benachteiligter Gruppen führen, die bestenfalls Solidarität bei zukünftigen Anlässen auslöst. Um Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen, eignet sich beispielsweise das in Kapitel 4.2 beschriebene Soziogramm. Neben der Frage nach selbst erlebter Diskriminierung können andere Fragen ergänzt werden, bei denen sich die Mitglieder der beiden Gruppen sichtbar durchmischen und anschließend ähnliche Erfahrungen oder Sichtweisen berichten.

Mindestens genauso wichtig wie die geplanten Redebeiträge, die moderierte Diskussion oder die soziografischen Übungen hat sich das gemeinsame Essen als ein zentraler Bestandteil der Begegnung herauskristallisiert. Bei freier Tischwahl konnten neue Gesprächskonstellationen entstehen und Fragen gestellt werden, die keinen Eingang in eine öffentliche Debatte fanden. Vor der individuellen Wahl eines Sitzplatzes können die Teilnehmenden dazu aufgefordert werden, möglichst gemischte Tische zu bilden. Diese direkten zwischenmenschlichen Begegnungen ermöglichten z. B. im Sonntags-Club eine lange und stärkende Unterhaltung zwischen einer muslimischen Konvertitin, die sich kaum traute, in ihrer erweiterten Herkunftsfamilie oder ihrem Heimatdorf ein Kopftuch zu tragen, und einer trans* Frau, die von fast identischen Erfahrungen hinsichtlich ihres Auftretens als Frau berichtete.

6 Ausblick

Wir umgeben uns gerne mit Menschen, die uns ähnlich sind. Dahinter stehen fundamentale menschliche Motive nach Zugehörigkeit und einer Bestätigung unserer Sicht auf die Welt. Gesellschaften neigen daher dazu, sich in vergleichsweise homogene Subgruppen zu gliedern, die sich oft misstrauisch gegenüber stehen: Religiöse gegen Säkulare, Kleinbürger*innen gegen Hipster, Menschen, die den Gender-Stern flüssig sprechen können, gegen Gender-Hasser*innen, "Rassist*innen" gegen "Gutmenschen", um nur ein paar der Fronten zu erwähnen. Aktuell wird diese Tendenz durch die sozialen Medien verstärkt. Aus dem schier unbegrenzten Informationsangebot können wir uns gezielt die Informationen heraus suchen, die unser Weltbild bestätigen, und bekommen von den Algorithmen der Online-Medien auch genau diese Informationshäppchen unserem Geschmack entsprechend serviert.

Auch wir - die Autor*innen dieses Artikels - ziehen uns mitunter in Arbeits- und privaten Zusammenhängen gern in solche homogenen Gruppen zurück. Doch wir plädieren außerdem mit Nachdruck dafür, Begegnungsveranstaltungen zu besuchen oder zu initiieren, zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen, zwischen Menschen, die sich sonst im Alltag wahrscheinlich nicht kennengelernt hätten. Das macht das Leben nicht nur interessanter, es kann auch gegen Spaltung und Polarisierung wirken. Bestenfalls trägt es zu Respekt gegenüber Menschen bei, die ihr Leben in anderer Weise führen als man selbst. Zumindest kann Toleranz entstehen, wenn sich Wertunterschiede nicht überbrücken lassen. Mit unseren Ausführungen möchten wir Sie als Leser*innen ermuntern, ähnliche Begegnungsveranstaltungen zu organisieren. LSBT und Muslim*innen sind dabei nur zwei von vielen möglichen Gruppen.

Endnoten

  1. Unter dem Begriff trans* fassen wir die Begriffe transgeschlechtlich, transgender, transident und transsexuell zusammen und meinen damit Personen, die sich nicht oder nicht nur dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei der Geburt zugeordnet wurde.
  2. Diese Stelle wird sehr unterschiedlich kommentiert, Khoury (2004, S. 154) erklärt, dass sowohl voreheliche Unzucht bzw. Ehebruch als auch Sodomie (liwāṭ; lies: Analverkehr) zwischen Männern gemeint sein kann.

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Autor*innen

Dr. Ulrich Klocke
klocke@bitte-keinen-spam-hu-berlin.de

Ulrich Klocke ist Sozialpsychologe an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er forscht und lehrt zu Vorurteilen und Diskriminierung, insbesondere gegenüber queeren Personen, und wie man sie abbauen kann. Darüber hinaus befasst er sich mit Diversität in Organisationen, Geschlechternormen und dem Glauben an einen freien Willen.


Dr. Helen Landmann
helen.landmann@bitte-keinen-spam-fernuni-hagen.de

Helen Landmann lehrt und forscht an der FernUniversität in Hagen zur Rolle von Emotionen für das soziale Zusammenleben. Sie engagiert sich in der Initiative Psychologie im Umweltschutz e.V. und ist Sprecherin des Fachnetzwerks Sozialpsychologie zu Flucht und Integration.


Bernhard Heider
bernhard.heider@bitte-keinen-spam-leadershipberlin.de

Bernhard Heider ist Diplom-Pädagoge und Geschäftsführer von Leadership Berlin - Netzwerk Verantwortung e. V., einer Community Leadership Organisation, die mit Weiterbildungsprogrammen und Projekten sich dem Thema Collaborative Leadership widmet und entsprechende Begegnungen stiftet. Zuvor war Bernhard Heider u. a. Herausgeber der Interkulturellen Handelszeitung ethnotrade und Veranstalter der TelePIN-Expo, einer Messe für Calling Cards und Call Shops.



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Mark Galliker: Sozioökonomie und Psychotherapie
Felix Tretter: Wissensgesellschaft im Krisenstress