1-2023
1-2022
1-2021
1-2020
2-2019
1-2019
1-2018
1-2017
2-2015
1-2015
2-2014
1-2014
1-2013
1-2012
1-2011
3-2010
2-2010
1-2010
2-2009
1-2009
2-2008
1-2008
1-2007


Sie befinden sich hier: Ausgaben » 1-2016 » fg-1-2016_02

 

Sexualität ist politisch

Uwe Sielert
[Forum Gemeindepsychologie, Jg. 21 (2016), Ausgabe 1]

Zusammenfassung

Der Beitrag strukturiert das weite Feld der Zusammenhänge von Sexualität und Politik unter Verwendung eines breiten sexualwissenschaftlich gefassten Sexualitätsbegriffs und einer gouvernementalitätstheoretischen Perspektive von Politik. Die politische Formierung von Sex, Gender und Begehren sowie diversen sexuellen Identitäten wird entlang der Subjektivierungsprozesse, der Inkorporation symbolischer Ordnungssysteme und Interaktionsroutinen entfaltet. Der makrosoziale Einfluss postdemokratischer1 Gefahren- und Sicherheitsdiskurse wird am Beispiel der Skandalisierung vermeintlich sexuell motivierter Gewalt unter Kindern in einer Kindertagesstätte illustriert und abschließend ein Ausblick auf Möglichkeiten der Sexualkulturgestaltung gegeben.

Schlüsselwörter: Machtdispositiv Sexualität, Gouvernementalitätspraktik, Strukturwandel der Sexualität, Sexuelle Subjektivierungsform, Sexualkultur, Sicherheitsdiskurs, Gefahrendiskurs

Summary

Sexuality is political

The article structures the field of relations between sexuality and politics employing a broad definition of sexuality and a governmentality perspective on politics. The political production of sex, gender and desire, as well as diverse sexual identities will be unfolded along processes of subject formation, the incorporation of symbolic regimes and routines of interaction. The macrosocial impact of postdemocratic discourses on danger and security are being illustrated by a case of scandalisation of allegedly sexually motivated violence among children in a kindergarten. Finally, an outlook on the possibilities of the concept sexual culture is given.

Key words: sexuality dispositif, practice of governmentality, structual change in sexuality, sexual subject formation, sexual culture, security discourse, danger discourse

Zur politischen Formierung von Sex, Gender und Begehren: Machtdispositiv Sexualität

Wenn in Alltagszusammenhängen von Sexualität gesprochen wird, überwiegt meist die Vorstellung, dass es sich um eine rein biologische, angeborene Tatsache handelt, deren individuelle Umsetzung in konkretes sexuelles Verhalten die persönliche Identität eines Menschen widerspiegelt und sich vornehmlich im Bereich der Privatsphäre vollzieht.

Grundlage des weit verbreiteten Konstrukts sind die unmittelbar körper-leiblich gespürten Begierden und der verständliche Wunsch, ihre Befriedigung der Öffentlichkeit zu entziehen. Solche Abschirmungsversuche führen jedoch leicht zu der Vorstellung, die persönliche Art und Weise über Sexualität zu denken und Sexualität zu leben, sei frei von öffentlicher Einflussnahme aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Medien und Wissenschaft. Gesundheitspolitische Kampagnen, die Offerte der 'Sexualindustrie', mediale Skandalisierungen und die Verbreitung sexualwissenschaftlicher Botschaften hinterlassen jedoch Spuren in sexuellen Subjektivierungsprozessen. Auch der seit einigen Jahren medial ausgetragene Streit um die Sexualerziehung in Schulen unterliegt noch dem ideologisch hochgehaltenen Regime der Trennung von öffentlich-privat: Streng religiös motivierte Gruppen und kirchliche Instanzen verorten sie vorzugsweise in der Familie, während Erziehungswissenschaft und staatliche Instanzen sie der 'öffentlichen Erziehung' überantworten. Wie soll aber - frage ich als Pädagoge - sexuelle Kompetenz gelernt werden, wenn geschlechtliche Körperintimität ins Private abgeschoben wird?

Spätestens an dieser Stelle ist es an der Zeit, Sexualität zu definieren. Sexualität meint im sozial- und sexualwissenschaftlichen Kontext mehr als gemeinhin unter "Sex" verstanden wird. Der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch sieht in ihrem Kern die körperliche Intimität, als

 

"... eine Bedingung der Möglichkeit der Menschwerdung. Sie tariert als wesentliche Quelle der Individuation Nähe und Distanz aus und jene Gefühle, ohne die Liebe unmöglich ist: Wohllust und Wollust, Vertrauen in sich selbst und in andere" (Sigusch 2010, S.1).


Sexualität wird damit wie viele andere Aspekte des Lebens zu einem komplexeren Geschehen gestaltet und kultiviert. Sie umfasst neben der Lust, Erotik und Sinnlichkeit die je individuellen Attraktivitätsmuster, sexuellen Identitäten und Orientierungen, aber auch diverse Stufen der Intimität als Sphäre der Vertrautheit und wechselseitigen sozialen Durchdringung. Sexualität ist damit nichts Naturwüchsiges, nichts Angeborenes, sondern muss sich in sozialen Interaktionen erst konstituieren, welche ihrerseits eingebunden sind in gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse.

Damit ist ein Gegenstandsbereich angesprochen, der gemeinhin der Politik zugeordnet wird, doch im Mainstream der Politikwissenschaft sucht man in der Regel vergeblich nach Auseinandersetzungen mit Sexualität und Begehren. Ein Blick in die Literatur entdeckt keine nennenswerten Antworten auf Fragen, wie Sexualität politisch reguliert wird, noch umgekehrt darauf, wie Sexualität ihrerseits gesellschaftliche Ordnung und politische Herrschaft beeinflusst. Eher an den Rändern der Politikwissenschaft beschäftigen sich vor allem queere und postkoloniale Wissenschaftlerinnen mit dem Verwobensein von Sexualität und Politik (Stoler, 1995; Engel, 2002; Rubin, 2003) und beziehen sich dabei vor allem auf die Grundlagen von Michel Foucaults Schrift "Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit" (Foucault, 1977). Foucault entwickelt in der Schrift Sexualität als ein Konstrukt, das sich innerhalb von Macht-Wissens-Diskursen als "Sexualitätsdispositiv" konstituiert und als eine spezifische Bio-Macht darauf abzielt, "Kräfte hervorzubringen, wachsen zu lassen und zu ordnen, anstatt sie zu hemmen, zu beugen oder zu vernichten" (ebd., S. 132). Sexuelles Bewusstsein und Verhalten ist an jedem Ort und zu jeder spezifischen Zeit in ein macht-volles Kräftefeld eingebunden, das die Voraussetzungen und Spielarten, das Ein- und Ausgeschlossene, das Gebotene und Verbotene sowie die Bedeutung der Lüste und ihre Beziehungsverhältnisse insgesamt beeinflusst und steuert. Mit dieser Bio-Macht vermag (auch) der Staat, auf sehr indirekte Weise eine Macht auszuüben, "die das Leben in die Hand nimmt, um es zu steigern und zu vervielfältigen, um es im Einzelnen zu kontrollieren und im Gesamten zu regulieren" (ebd., S. 132f). Mit Hilfe der (auch sexual-)wissenschaftlichen, gesetzlichen-administrativen und medial vermittelten Modifizierung des Körpers, der Lüste und sexuellen Identitäten, ihrer Anstachelung und Ausdifferenzierung entstand in modernen westlichen Gesellschaften ein dichtes Machtgeflecht, eine Art Relaisstation, die Zugang verschafft in die Körper und die sozialen Beziehungen der Menschen hinein. Und umgekehrt hat Sexualität damit politischen Charakter, da sich gesellschaftliche Verhältnisse darin widerspiegeln oder auch abweichende Sexualitäten erst hervorbringen. Indem auf Sexualitäten Einfluss genommen wird, gelingt es gleichzeitig, die Bevölkerung mit einer gouvernementalitätspraktischen Strategie zu regieren.

Die Lüste wurden in der Moderne gründlich aufgeladen mit einer enormen Bedeutungstiefe und einer Art Heilsbotschaft - wie Foucault es ausdrückt: "Dort unten liegt die Wahrheit, dort lauert ihr auf" (ebd., S. 99). Die heutige, sich zunehmend globalisierende biopolitische Offensive zielt immer noch auf die Lüste, auch wenn sich die modernen Ziele der Machttechnik überholt haben. Es geht jetzt, unter globalisierten und neoliberalen Verhältnissen, um neue Anforderungen an die Menschen, ihre Sexualität zu organisieren. Das geschieht längst nicht mehr mittels Dressur von außen, sondern an die Stelle der extrinsischen Disziplinierung ist die Selbstführung der Subjekte getreten. Aber immer noch lässt sich die politische Entwicklung in westlichen Gesellschaften an der Organisation des Lustfeldes, an den Abgründen und ihrer rechtlichen Einhegung aufzeigen. Sexualität kann als Schauplatz verstanden werden, auf dem sich politische Herrschaftsverhältnisse manifestieren.

 

"Sexualität wurde zum Schlachtfeld widerstreitender politischer Kräfte, zur Frontlinie gegenwärtiger Politik (...). Der Kampf um die Zukunft der Gesellschaft muss auf dem Terrain der gegenwärtigen Sexualität ausgefochten werden" (Weeks, 2003, S. 92).


Eine Dimensionierung der verschiedenen Zusammenhänge zwischen Politik und Sexualität lässt sich mit Hilfe einer Systematik vornehmen, die in der Intersektionalitätsforschung für die Benennung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen angewandt wird. Sie geht davon aus, dass nicht nur Klassenverhältnisse, Klassenherrschaft bzw. Klassismus strukturell in der Gesellschaft verankert sind, sondern ebenso alles, was unter dem Konstrukt 'Machtdispositiv Sexualität' gefasst wird, also sexuelle Bewegungen, Identitäten, Geschlechterverhältnisse, Sexismus und Heteronormativität (vgl. Walgenbach, 2007; Kerner, 2009; Winkler & Degele, 2009). Hinter der Systematik ist unschwer die übliche Dreiteilung von Gesellschaft in die Makroebene, Mesoebene und Mikroebene zu erkennen, ergänzt um die Dimensionen der Subjektivierungsformationen, mit denen in der poststrukturalistischen und sozialpsychologischen Tradition die Schnittstelle von Individuum und Gesellschaft benannt ist. Auf allen Ebenen sind Zusammenhänge von Sexualität und Macht benennbar, die teils intentional gestaltet werden und dann mit dem Begriff "Politik" im engeren Sinne bedacht werden können, größtenteils aber in ein komplexes Wirkgefüge diffuserer bzw. nicht auf den ersten Blick erkennbarer Ursachen eingebunden sind.

Wie konstituiert sich Subjektivität und welchen sexuellen Verhaltensimperativen unterliegen Menschen heute?

Ein Blick in die Geschichte der Sexualität(en)2 zeigt deutlich, wie sehr sexuelles Denken, Phantasieren, Fühlen und Verhalten durch die sinngebende Rahmung des Politischen und Sozialen, der symbolischen Ordnung, institutionellen Zwängen und Erlaubnissen sowie Interaktionsgewohnheiten geprägt und beeinflusst wird. Wie sich die sexuellen Akteure selbst sehen und gestalten, hängt von den umgreifenden Angeboten und Verboten zur Subjektwerdung, kulturellen Konzepten und sexuellen Skripten3 ab, die mit einer gewissen Beständigkeit vermittelt, aber auch verhandelt und verändert werden können.

 

"Wo früher (meist) klar erkennbare kirchliche Moralkodizes, kollektive Normen und Strafgesetze herrschten, hat sich in den letzten Jahrzehnten ein neoliberales Machtregime in Form von Befreiungs-, Befriedungs- und Reizimperativen etabliert. Heute fungiert Sexualität auch als flexible Wahl- und Normalisierungstechnik, welche in die Selbstregierung und Selbstregulierung des postmodernen 'unternehmerischen' Subjekts eingeschrieben ist. Auch wenn wir meinen, über eine innere, persönliche und private Sexualität zu verfügen, ist diese zutiefst sozial und politisch dimensioniert" (Eder, 2010, S.173).


Der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch hat den Strukturwandel der Sexualität in den letzten Jahrzehnten mit drei zentralen Begriffen auf den Punkt gebracht (Sigusch, 2005, S. 27ff).

  1. Dissoziation der alten sexuellen Sphäre: Ehedem verpönte Begehrensformen, wie der voreheliche und außereheliche Geschlechtsverkehr, Homosexualität, Pornografie, Jugendsexualität sowie die sexuellen Praktiken Gruppensex, Oral- und Analsex und Solosex haben sich normalisiert.
  2. Dispersion der sexuellen Fragmente: Während im Zuge der 1980er Jahre die Fragmentierung der Sexualität in Fortpflanzung, Lust, Erotik und Liebe stattfand, steht seit Ende der 1990er Jahre der Aspekt der Entkörperlichung von Sexualität im Fokus. Neue technische Möglichkeiten und Zugänge durch die neuen Medien und das World Wide Web vermehrten die anonymen und entpersonalisierten sexuellen Möglichkeiten.
  3. Diversifikation der sexuellen Beziehung: Schon die 1968er Studierenden-, Frauen- und Homobewegungen kritisierten die bürgerliche Kleinfamilie und propagierten verschiedene Beziehungs-, Liebes- und Lebensformen. Auf dem Hintergrund der allen zugänglichen Kontrazeptionsmöglichkeiten, der zunehmenden Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt, gesetzlich verbriefter Gleichstellung der Geschlechter und der Reform des Sexualstrafrechts in Richtung auf mehr Selbstbestimmung pluralisierten sich die potentiell möglichen Lebensweisen.

Die Gestaltungssphäre der Sexualität hat sich damit stark pluralisiert und potenziell mehr Entscheidungsvielfalt und sexuelle Selbstverständnisse wie auch Identitätskonstruktionen möglich gemacht. Eigensinn und Eigenmacht - und damit auch die sexualpolitische Gestaltung des Lebens - haben sich für viele Menschen erweitert. Gleichzeitig sind die Ambivalenzen dieser Entwicklung nicht zu übersehen: In diesem Prozess der Individualisierung sind grundsätzlich alle Menschen herausgefordert, aus ihrer Biografie so viel wie möglich 'herauszuholen' und mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen ein gelingendes Leben zu gestalten. Der allseits spürbare Imperativ 'mach was aus Dir’ gilt selbstverständlich auch für die Entwicklung der eigenen sexuellen Identität, zumal die Vorstellung zunächst plausibel erscheint, dass in diesem 'weichen' Sektor der Gestaltung des eigenen Geschlechts- und Sexuallebens mehr Eigensinn und Selbstbestimmung möglich ist als in anderen Bereichen, die mehr von gesellschaftlichen Konjunkturzyklen und vorgegebenen Zugangschancen abhängig sind. Während es noch in den 1970er Jahren notwendig war, sich für sexuelle Freiheit einzusetzen, ist nun sexuelle Freiheit selbst zur Herrschaftsstrategie geworden und damit gleichzeitig zur Quelle sexueller Frustration.


Der "direkte Befehl 'Genieße!' ist ein wesentlich effektiveres Mittel, um den Zugang des Subjekts zum Genießen zu versperren, als das explizite Verbot, das den Raum für seine Überschreitung aufrechterhält" (Zizek, 1999, S.195).


Doch dieser Mechanismus wirkt nicht in gleicher Weise und Intensität, da konkrete Individuen ihre sexuelle Identität in jeweils unterschiedlichen Lebenslagen und Lebensweisen ausbilden. Der Zugriff auf die generell erweiterten Möglichkeiten sexueller Identitätsgestaltung und die Verwirklichung der damit verbundenen Aufforderung zu mehr Selbstbestimmung und Selbstoptimierung sind stark determiniert durch die offen und verdeckt wirkenden Zwänge des je nach Geschlecht, Ethnie, Lebensalter, Lebenslage und Lebenswelt modifiziert wirkenden postmodernen 'Sexualitätsdispositivs' (Foucault, 1978). So lässt sich sexueller Optimierungsstress nicht nur bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sondern auch bei den "jungen Alten", nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen, nicht nur bei Einheimischen, sondern auch in spezifischen Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund nachweisen (Riegler, 2011; Illouz, 2003; Briken, 2010).

Von der Heterosexualität abweichende sexuelle Orientierungen oder Transgenderidentitäten sind in allen sozialen Milieus anzutreffen, können aber nicht in jeder Lebenswelt in gleicher Weise gelebt werden. Persönliche Geburtenkontrolle, häufiger Beziehungswechsel und alternative Lebensweisen sind angesichts ökonomischer Einschränkungen nur begrenzt lebbar und das persönlich realisierte oder phantasierte 'Set' sexueller Präferenzen variiert nach Alter, Geschlecht und weltanschaulicher Grundeinstellung.

Anerkennungsdefizite und Abstiegsängste können zur Überbetonung essentialistischer Identitätsstützen im sexuellen Selbst und zur Abwehr (auch) sexueller Vielfalt führen (Heitmeyer, 2011; Oeser, 2015). Zu solchen identitären Sicherheiten gehören dichotom definierte Geschlechtsrollen und eine Gebots- und Verbotsmoral, welche das sexuelle Verhalten bestimmen. Die 'sittliche Einhegung der Lust' erfolgt je nach ethnischen Traditionen, politischem Milieu und religiösen Grundeinstellungen durch klare moralische Leitplanken oder auch nach dem ethischen Prinzip der Verhandlungsmoral, das der modernen Sexualgesetzgebung zugrunde liegt. Die Umsetzung dieses zuletzt genannten ethischen Diskursverfahrens verläuft je nach sozialer und emotionaler Kompetenz mehr oder weniger 'auf Augenhöhe' und setzt liberale, relativ autonome Subjektpositionen voraus.

Dominante Sexualkultur: Symbolischen Ordnungssysteme und Interaktionsroutinen

Sexualkultur meint die Gesamtheit des facettenreichen sexuellen Verhaltens und der intimen Kommunikation einschließlich der Atmosphäre und die sie beeinflussenden Rahmenbedingungen auf makrosozialer Ebene der Gesamtgesellschaft, im mesosozialen Bereich der Organisationen wie auch im mikrosozialen Lebensweltkontext. Der Begriff "Sexualkultur" wird hier weiter definiert als im Alltagskontext, in dem in der Regel nur die Kultur des sexuellen Begehrens gemeint ist. Es geht um gelebte oder nicht gelebte Lust, Erotik, Freundschaften und Liebesbeziehungen, um Geschlechterverhältnisse sowie um alle Normen, Anerkennungspraktiken, Beziehungsweisen und symbolische Repräsentationen, welche auf sexuelle Identität und Sexualverhalten einwirken.

Diverse Theorien und damit einhergehende empirische Studien haben sich damit beschäftigt, wie Menschen in Sexualkulturen und damit zugleich in eine sozialpolitische Ordnung hineinsozialisiert werden und welche Möglichkeiten zum Eigensinn und zur sexuellen Selbstbestimmung ihnen bleiben. Die Queer-Theorie zum Beispiel geht davon aus, dass geschlechtliche und sexuelle Identitäten nicht essenziell naturgegeben sind, sondern erst in sozialen, kulturellen und politischen Prozessen konstruiert und von den Menschen inkorporiert werden. Damit definiert sie die Zweigeschlechtlichkeit sowie die Heteronormativität als Machtsysteme, durch die nicht-normkonforme Menschen, wie etwa Transsexuelle, Homosexuelle oder Intersexuelle ausgegrenzt werden. Unter Rückgriff auf die Methoden und Erkenntnisse des poststrukturalistischen Feminismus versucht die Queer-Theorie, sexuelle Identitäten, Machtformen und Normen zu analysieren und zu dekonstruieren (vgl. Heidel, Micheler & Tuider, 2001). Die heteronormative Ordnung hierarchisiert nach dieser Queer-Theorie geschlechtliche und sexuelle Selbstverständnisse, Praktiken und Existenzweisen und schließt diejenigen, die nicht den Vorgaben rigider und hierarchisierter Zweigeschlechtlichkeit entsprechen, aus dem Feld sozialer Verstehbarkeit und Lebbarkeit aus.

Dabei ist dieser 'Sexualisationsprozess' (Sielert, 2015, S.12) nicht so zu verstehen, dass die Menschen einfach in sexualkulturelle Verhältnisse eintreten und dabei durch die bestehenden Machtkonstellationen unterworfen werden, sondern der Prozess der Materialisierung von Körper und Psyche, der sexuellen Identitätsbildung wird selbst als diskursiver gedacht. An dieser These entzünden sich regelmäßig heftige Debatten über die Frage, ob der sexuelle Körper tatsächlich nur ein diskursives Produkt ist oder ob die Materialität des Körpers und das körperleibliche Spüren nicht ebenso ein den Diskurs und die Sexualkultur bestimmendes Faktum ist (vgl. Pühl, 2001). Für den materiellen4 Feminismus fasst Marie-Luise Angerer (2012) diese beiden Sichtweisen als die Diskussion über den Körper "einmal als Text und auf der anderen Seite als Materie mit Eigensinn" (Angerer, 2012, S. 343) zusammen. Der Körper ist zum einen als Produkt zum anderen aber auch als Produzent von Gesellschaft begreifbar. Dem Körper und den vom körperlichen Leib ausgehenden subjektiven Gefühlen kommt damit eine große Bedeutung zu. Das ist nicht nur für Menschen mit Transgenderidentität und für deren politische Selbstkonstituierung von Belang, sondern für die Geschlechtsidentität aller. Nur so kann auch der pädagogische und beraterische Grundsatz eingelöst werden, die Menschen 'da abzuholen, wo sie gerade stehen', nämlich auch bei ihrem gefühlten Körperselbst. Erst dann kann eine taktvolle Dekonstruktion solcher inkorporierten Gewissheiten greifen und ist eine selbstbestimmte und demokratische Weiterentwicklung von sexuellen Subjektivierungsweisen möglich.

Wie nun genau Menschen in ihren alltäglichen, auch intimen Situationen die herrschenden sexuellen Ordnungen erst selbst erzeugen, um sie dann als Gewissheit zu erleben, wird von soziologischen Interaktionismus- und Performanztheorien herausgearbeitet. Diese Ansätze legen den Fokus auf Interaktionen, auf soziale Situationen und die darin aufrechterhaltene gesellschaftliche Ordnung (vgl. Goffman, 2001, S.105; Schmidt, 2012). In und mit dieser in Interaktionen hergestellten sozialen Ordnung 'platzieren' sich Frauen und Männer mit ihren sexuellen Identitäten selbst. Das dazu notwendige ´implizite Wissen´ entsteht mit den Alltagsbezügen, d.h. über (Alltags-)Erfahrungen, über körperlich organisierte, an den Leib gebundene Abläufe, über praktische Muster, Routinen und Gewohnheiten sowie über Handlungsmuster einzelner Personen. Diese Form von Wissen wird in der Alltagspraxis vermittelt durch die Nachahmung von Handlungen, ohne unbedingt die Stufe eines bewussten Auseinandersetzens erreichen zu müssen. Sie erfolgt neben dem Tun, Zeigen und Nachahmen auch sprachlich vermittelt, etwa über spezifische Praktiken des Erzählens, in denen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Deutungen ausgetauscht werden. Auf diese Weise machen Menschen selbstgestaltend und formend ihre personale und materiale Umwelt zu einem Teil ihrer selbst, inkorporieren sie also. Es entstehen innere Bilder von der Welt, die den Einzelnen mit der sozialen Welt verbinden und seine Individualität ausmachen.

Anhand dieser mikrosozialen Einpassungsprozesse wird deutlich, dass die Aneignung eines stärker eigenbestimmten sexuellen Selbsts durch Prozesse des Empowerments, der selbstreflexiven und gleichzeitig politisch-expressiven Identitätsarbeit zwar möglich werden, gleichzeitig jedoch mit viel Aneignungstätigkeit verbunden und nur in kleinen Schritten möglich ist. Die sozialen Bewegungen zur Enttabuisierung der Sexualität allgemein, der Kampf für eine geschlechtersensible, zunehmend queer-sexuelle Vielfalt vollzog sich über einen langen Prozess der oft provokativen Identitätspräsentation, der wechselseitigen interaktiv-symbolischen Bestätigung in entsprechenden Teilkulturen. Der dadurch gewonnene sexuelle Eigensinn ist immer bedroht von mikropolitischen Kämpfen an den Rändern der "alternativen Szene" wie auch innerhalb der diversen Repräsentationsformen sexueller Vielfalt in der Lebenswelt der vom heteronormativen Mainstream abweichenden alternativen Sexualitäten. Dazu gehört auch die Gefahr der Verfestigung kollektiver Identitätskonstruktionen mit ihren Ein- und Ausschlussmechanismen. Verständlich und erklärbar sind dadurch viele Konflikte, Missverständnisse und gescheiterte Anerkennungskämpfe in einzelnen Organisationen, politischen Netzwerken und Gremien der repräsentativen Demokratie, die im Bereich der Antidiskriminierungsarbeit oder auch sexuellen Bildung sowie Sexualkulturgestaltung in die Richtung sexueller Selbstbestimmung und Vielfalt unterwegs sind. So führt die Überbetonung bisher diskriminierter sexueller Identitäten beispielsweise zu unnötigen Festschreibungen der Ausrichtung des Begehrens und zu Exklusionsgefühlen bei der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft.

Politische Auseinandersetzungen im Kampf um Anerkennung spezieller sexueller Identitäten werden nicht nur an der "heteronormativen Einheitsfront" geführt, sondern zugleich unter ethischen Gesichtspunkten im Spektrum der Akteure sexueller Vielfalt selbst. Welche symbolischen Repräsentationen und performativen Interaktionen sind vor dem Hintergrund der wechselseitigen 'Anerkennung auf Augenhöhe', also unter dem ethischen Paradigma der 'Verschiedenheit unter Gleichberechtigten' vertretbar und was wird nach diesen Kriterien berechtigt ausgeschlossen? Eine perfide Strategie rechts-konservativer Sexualpolitiken konzentriert sich z.B. auf die historisch nachweisbare Durchmischung diverser Szenen sexueller Vielfalt, z.B. in der Partei der 'Grünen' mit pädosexuellen oder in anderer Weise Machtungleichheit ausnutzenden Interessengruppen (Walter, 2015) und behauptet, dass solche Vielfaltsmilieus auch heute noch der Nährboden für Pädokriminalität seien. Die vor dem Hintergrund heteronormativer Ordnung und inkorporierter Normalitätsannahmen ohnehin angstmachende sexuelle Vielfalt wird zusätzlich geschürt durch die Skandalisierung von Realangst weckenden oft fantasierten Gefahrenszenarien. Solche Auseinandersetzungen sind politisch eingebettet in größere Zusammenhänge des Kampfs um symbolische Deutungssysteme einer eher geschlossenen versus offenen Gesellschaft.

Sexualität und Politik auf der Makroebene: Ambivalente Sicherheitsdiskurse

Die moderne Macht hat die Lüste aufgefächert und angestachelt. Die politische Macht hat sich damit einen vorzüglichen Zugang in die Körper und die sozialen Beziehungen der Menschen geebnet (Foucault, 1977, S. 125) Und das - wie zu Beginn dieses Textes aufgezeigt - nicht mehr durch äußere Disziplinierung, sondern durch intrinsische Selbststeuerung. Foucaults These von der Dressur der Körper, die erst die Produktiv- und Arbeitskraft ermöglichte, sowie die damit einhergehende Biopolitik im Nationalstaat, die den Kapitalismus nährt (vgl. Foucault, 1977, S. 166), wird aktuell fortgeschrieben und im Zusammenhang mit zunehmenden Globalisierungsprozessen interpretiert (Benkel & Alkin, 2010). Schon 2003 schrieb der Soziologe Jeffrey Weeks:


"An der Organisation des Lustfeldes exemplifiziert sich, wie sich die globale Marschrichtung nach westlichen Maximen entwickeln wird. Denn [...] der Kampf um die Zukunft der Gesellschaft muss auf dem Terrain der gegenwärtigen Sexualität ausgefochten werden" (Weeks, 2003, S. 92).


Nun muss dabei berücksichtigt werden, dass politische Machtkonstellationen auf der Makroebene ebenso wie im Mikrobereich auf mehreren Dimensionen durch institutionalisierte Arrangements und von einer Vielzahl von Akteuren mitbestimmt werden.

Gerade auf dem Feld des Sexuellen ist politische Einflussnahme auf sehr ambivalente Weise demokratisiert, wie Daniela Kliemke treffend beschrieben hat:


"Auf dem Feld des Sexuellen avanciert jeder zum Experten, nicht nur seiner eigenen Lust, sondern v.a. auch der Lust anderer. Der frühe Moraldiskurs um den Sex nährt nach wie vor die schauerliche Erregung, mit der über die zahlreichen erotischen Konfliktfelder interessiert mitgemischt wird. Was eigentlich in den Bereich Politik und ihre demokratischen Institutionen gehören würde, nämlich die Aushandlung über die Organisationen von Gesellschaft, entzieht sich gerade diesem Bereich. In einer Postdemokratie, auf die wir hinsteuern, in der Politik zum Spektakel verkommt (Crouch, 2008; Rancèr, 2002), lässt sich darüber schlecht verhandeln" (Kliemke, 2010, S. 103f.).


Diese Beeinflussung der offiziellen Organe der repräsentativen Demokratie durch stimmungsabhängige und oft populistische Skandalisierungsprozesse lässt sich sehr einsichtig im Bereich des Sexuellen nachzeichnen. Mit symbolträchtig inszenierten Feindbildern werden vorhandene gesellschaftliche Ressentiments geschürt. Das funktioniert sowohl mit den Figuren des politischen Flüchtlings und Terroristen, noch stärker emotional aufgeladen jedoch mit jenen des Pädophilen und Pädokriminellen (Späth & Aden, 2010). Damit ist nicht die Relativierung z.B. pädokrimineller Aktivitäten gemeint, wohl aber deren Instrumentalisierung zur grundsätzlichen Einschränkung sexueller Vielfalt.

Wie schon im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um symbolische und interaktive Diversifizierung sexueller Identitäten angedeutet wurde, arbeitet eine Koalition rechtsnationalistischer und religiös-fundamentaler Gruppierungen auch auf makrosozialer Ebene gegen Einzelakteure und Institutionen, die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt gewähren wollen (Kuby, 2014). Durch medial gezielt eingefädelte Fehlinformationen, durch Cyberattacken und ferngesteuerte Demonstrationen der "besorgten Eltern" wird das bildungspolitische Klima auf der gesellschaftlichen Makroebene immer wieder von 'sexueller Einfalt' beeinflusst. Solche Parteien und religiöse Personengruppen stehen jeder sexuellen Vielfalt missbilligend gegenüber und treten für einen ausschließlich heterosexuellen und familienorientierten Lebensentwurf ein. Jene, die bisher kaum oder gar nicht mit dem Thema in Berührung gekommen sind, werden durch den lautstarken und mit unlauteren Mitteln geführten Kampf gegen eine Sexualpädagogik der Vielfalt teilweise verunsichert und skeptisch gegenüber sexualfreundlichen pädagogischen Angeboten für Kinder und Jugendliche, die die Vielfalt des Sexuellen repräsentieren. Diejenigen, denen der aufmerksame, offene und achtsame Umgang mit den vielfältigen Aspekten des Lebensthemas 'Sexualität' bereits vertraut ist, befürworten die Thematisierung der bereits vorhandenen pluralen Ausdrucksformen menschlicher Sexualität z. B. in der Schule.

Rechtskonservativ dominierte politisch-administrative Systeme, wie sie in diversen osteuropäischen Staaten Realität geworden sind, nehmen die sexualkonservativen Bürgerbewegungen zum Anlass für ein hartes Durchregieren und die erneute Inthronisierung traditioneller Geschlechtsmuster, Familienwerte und essentialistischer sexueller Identitäten. Aber auch in westlichen Demokratien, z. B. in Deutschland sind deutliche Anzeichen vorhanden, dass auch die offizielle Politikgestaltung in die Richtung von ausufernden Maßnahmen der Sicherheitsherstellung gedrängt wird, die nicht zielgenau konzipiert ist und daher eine Art des "Präventionismus" zur Folge hat, der mit deutlichen Freiheitseinschränkungen verbunden ist.


"Wohl nie war das Sexualfeld derart massiv umstellt von Gefahrendiskursen, in denen das breite Publikum erregt mitmischt" (Kliemke, 2010, S. 96).

 

Kliemke (2010) nennt eine lange Liste öffentlich skandalisierter Bedrohungsmuster sowie intimer Konflikte, die Einfluss nehmen auf die staatliche Sicherheitspolitik. Sie unterscheidet dabei


Migrationsspezifische Herausforderungen:
Beschneidung von Mädchen und Jungen, Zwangsheirat, Ehrenmorde und das Kopftuchtragen, Organisierte Sexualdelinquenz: Pornohändlerringe, Pädophilennetzwerke, Sextourismus, Zwangsprostitution und Menschenhandel,Medialisierung der Sexualität: Musiktexte aus dem Hip-Hop-Genre, Cyber-Missbrauch, Internet als Kommunikationsbasis für pädophilen Austausch und Kontaktaufnahme (vgl. ebenda).


So unterschiedlich diese Konfliktfelder auch sind und manche noch im Spannungsfeld von Kulturalismus und Universalismus verhandelt werden, so berechtigt und notwendig das politische Eintreten für die sexuelle Selbstbestimmung und die Wahrung der bio-psycho-sozialen Integrität des einzelnen Menschen auch ist, so deutlich ist insgesamt jedoch die Tendenz "in Richtung des abwägungsfesten Schutzes selbstbestimmter Intimität" (Klimke, 2010, S. 97)

Es dominiert eine Risikoperspektive,


"in der über eine 'Politik der Furcht' (Hardt & Negri, 2002, S. 333) Sicherheit erstens diskursiv verknappt, zweitens gegenüber kriminellen Gefahren Nulltoleranz geübt wird und ihre gründliche Beseitigung als vorrangige Aufgabe verstanden wird sowie drittens die Sicherheitsherstellung der alleinigen Bearbeitung von Experten entzogen und zu einer Pflicht für jedermann erhoben wird" (Klimke, 2010, S. 112).


Welche Folgen ein solcher Präventionismus mit sich bringen kann, wird im folgenden Abschnitt exemplarisch an der medialen Skandalisierung von "peer-violence' in einer Einrichtung der Elementarpädagogik verdeutlicht.

Politik und Sexualität in Organisationskulturen: Eine exemplarische Fallstudie

Politik und Sexualität auf der Mesoebene einer Gesellschaft wirken in organisationalen Strukturen und Kulturen, kurz 'Sexualkulturen' genannt. Als empirischer Begriff umfasst Sexualkultur in Organisationen die sich unvermeidbar im Spiel von Macht, Erotik und Gender sowie diversen sexuellen Identitäten etablierenden Werte, Rituale, Spielregeln, Sprach- und Intimitätsmuster, Phantasien der Menschen übereinander wie auch das reale Sexual- und Intimitätsverhalten. Dabei stehen einzelne Einrichtungen im Zusammenhang größerer organisationaler Kontexte, die ihrerseits wiederum von anderen gesellschaftlichen Systemen umgeben sind. Sexualkulturen lassen sich auf allen diesen Ebenen ausmachen, beeinflussen sich gegenseitig und können in konkreten Fällen nach Organisationstyp unterschieden werden.

Auf der makrosozialen Ebene geht es z. B. um Fragen der Vergeschlechtlichung, des Zusammenhangs von Sexualität und Herrschaft, der Desexualisierung bürokratischer Institutionen und - in marktwirtschaftlichen Unternehmen - auch um die Kapitalisierung von Sexualität für betriebswirtschaftliche Ziele. Eine mesosoziale Analyse fokussiert Sexualität und Geschlechtlichkeit in Organisationen in Bezug auf spezifische Ideologien, offizielle und inoffizielle Strukturen, das Intimitätsklima und spezifische Formen des 'Sexualmanagements'. Die mikrosoziale Perspektive beleuchtet diverse Formen des sexuellen Verhaltens als Interaktionsgeschehen vom allgemeinen Intimitätsverhalten über Flirt und romantische Beziehungen bis zu sexueller Belästigung und Gewalt. Die spezifischen Ausprägungen und insbesondere die kommunikative wie auch produktive Qualität der Sexualkultur einer Organisation lassen sich auf verschiedenen Dimensionen messen, die als Spannungsverhältnisse gekennzeichnet werden können: Diversität versus Homogenität, Transparenz versus Geheimhaltung, Feedback versus Ignoranz, Streit versus Konfliktscheue, Fehlerfreundlichkeit versus Strenge, Intimitätsschutz versus Geständniszwang. Das alles im Hinblick auf verschiedene Organisationen zu erforschen und auf den Zusammenhang von Sexualität und Politik zu beziehen, steht grundsätzlich noch aus (Germanis & Hermann, 2014).

Im Folgenden sollen lediglich einige wenige Themen der Sexualkultur herausgegriffen werden, die für den momentanen Diskurs um sexuelle Gewalt in pädagogischen Einrichtungen und die Beschreibung von Skandalisierungs- und Sicherheitsdiskursen von Bedeutung sind. Exemplarisch wird die Chronik eines Skandals berichtet, der im Juni 2015 mit einem Paukenschlag begann und sich ein halbes Jahr später auf leisen Sohlen davonmachte: Im ZEIT-MAGAZIN Nr.49 vom 3. Dezember 2015 wird die Entwicklung einer vermeintlichen Missbrauchsgeschichte in einer Mainzer katholischen Kindertagesstätte ausführlich und gut recherchiert beschrieben und hier zusammenfassend widergegeben.5

Die aus diversen Presseorganen zitierten skandalträchtigen Überschriften des Artikels lauten: "Kita des Schreckens" - "Sexuelle Übergriffe" - "Täterkinder" - "Sadistische Gewalt" - "Übergriffige Kinder". Wie diverse Medien im Sommer 2015 berichteten, sollen in einer Mainzer Kita unter insgesamt 53 Kindern über Monate hinweg schwere sexuelle Übergriffe und Erpressung stattgefunden haben. Die Mutter eines Jungen brachte mit einem Brief an das Kita-Team sowie den Träger, eine katholische Kirchengemeinde, eine Lawine von Anschuldigungen ins Rollen. In der Einrichtung seien unbemerkt Kinder vergewaltigt und bedroht worden. Der Sohn der anklagenden Mutter habe sich nackt ausziehen müssen, ihm sei auf die entblößte Eichel geschlagen worden und man habe ihm Steckperlen in den Po gesteckt. Die Bildzeitung berichtete über "Ermittlungen in der Horror-Kita", einigen Kindern seien Stöcke in den Anus eingeführt worden. Kinderärzte wurden hinzugezogen und der Direktor einer Mainzer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie bescheinigte den Eltern die Traumatisierung einiger ihrer Kinder. Der Träger entließ postwendend ohne Anhörung das gesamte Kita-Team, stellte Strafanzeige gegen die Erzieherinnen samt Leitung wegen Verletzung der Fürsorgepflicht und informierte die Staatsanwaltschaft. Die Erzieherinnen wurden derart verunsichert, dass sie letztlich selbst nicht mehr wussten, was in ihrer Einrichtung tatsächlich vorgefallen war. Zwischendurch wurde auch der zuständige Priester der Kirchengemeinde des sexuellen Missbrauchs bezichtigt.

Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ergaben letztlich, dass die Mutter, die den Stein ins Rollen gebracht hat, laut Polizeibericht wegen eigener biografischer Konflikte Phantasie und Realität nicht auseinander halten konnte. Viele der von ihr aufgeschreckten Eltern hätten ihre Kinder suggestiv befragt. Der Kinder- und Jugendpsychiater habe sich nur mit den Irritationen der Kinder beschäftigt und nicht mit dem, was tatsächlich vorgefallen war und der kirchliche Träger musste letztlich zugeben, aus Angst vor erneuten öffentlichen Anschuldigungen überreagiert zu haben. Der sexuelle Missbrauch durch den Priester habe ebenso wenig stattgefunden wie die sadistischen sexuellen Übergriffe der Kinder untereinander. Letztlich wurden das Erzieherinnen-Team vom Vorwurf der Fürsorgepflichtverletzung freigesprochen und die Kündigungen für unwirksam erklärt.

Vermutlich war das Ganze ein Rachefeldzug einiger Mütter wegen des schlechten Zustands der Kita, der in der Tat schon seit Jahren auch durch die Erzieherinnen dem Träger gegenüber dokumentiert worden ist. Die Bildzeitung schrieb anschließend lapidar: "Staatsanwaltschaft sicher: Keine Hinweise auf sexuelle Übergriffe in Horror-Kita".

Das Beispiel macht deutlich, wie ein spezifisches Zusammenspiel von Macht, Sexualität und Gewalt die Sexualkultur einer Einrichtung in ihrem organisationalen Umweltkontext mit allen beteiligten Akteuren derart destruktiv beeinflussen kann, dass am Ende nur Verlierer stehen. Eine biografisch erklärbare Wahrnehmungsverzerrung produzierte im Kontext eines hysterisch aufgeladenen unspezifischen Präventionismus sexuell motivierte Gewaltanschuldigungen an Kindern einer Tageseinrichtung, die sich durch wechselseitige Angstlust vieler der beteiligten und berichterstattenden Akteure verdichteten. Die Kindertagesstätte wird mit ihren internen Teilsystemen (Kitaleitung, Erzieherinnen, Kinder) und angrenzenden Bezugssystemen (Kirchengemeinde, Eltern, Stadtteil) relativ unvorbereitet von einem sexuellen Gewaltdiskurs überzogen, der durch zugeschriebene Situationsdeutungen Fakten schafft, die selbst von den akribisch und letztlich die Beschuldigten rehabilitierenden Ermittlungsbehörden nicht mehr völlig beseitigt werden können. Zum Teil deshalb, weil eine vorurteilsfreie Rekonstruktion des Geschehenen kaum noch möglich ist (vorab suggestive Beeinflussung der Kinder in manchen Elternhäusern), vor allem aber auch, weil Falschmeldungen langlebig sind und allen Beteiligten trotz Freispruch weiterhin anhaften: Die Erzieherinnen haben Probleme mit ihrer Weiterbeschäftigung, die den Skandal auslösende Mutter ist mit ihrer Familie aus Angst vor Diskriminierung weggezogen. Zur Sache befragte Expertinnen und Experten (auch der Autor dieses Beitrags6) machten ihre Aussagen auf der Basis der noch nicht widerlegten Anschuldigungen, rechtskonservative Journalistinnen fahndeten nach Vertretern emanzipativer Sexualerziehung in Mainzer Fachstellen, die sie möglicherweise für die Vorfälle hätten verantwortlich machen können7.

Eine entscheidende Ursache, möglicherweise der Auslöser für die Entwicklung des gesamten Vorfalls, lag nach den Recherchen der ZEIT-Redakteurin in der Unterversorgung der Kita mit professionell erforderlichen personellen, räumlichen und konzeptionellen Ressourcen, die sich auch auf den Zustand der Sexualkultur beziehen lassen.

Eine genauere Sexualkulturanalyse der Mainzer Kindertagesstätte müsste "vor Ort" vorgenommen werden. Im Zusammenhang einer solchen Studie könnten tatsächliche sexuelle Grenzüberschreitungen unter den Kindern plausibilisiert werden, die aufgrund der desolaten Zustände und geringen Professionalität möglicherweise vorgekommen und ermittlungstechnisch nicht nachweisbar sind. In einer solchen ethnografisch angelegten Fallanalyse könnten auch die in diesem Beitrag zuvor thematisierten Subjektivierungsweisen, dominanten Symbolisierungen und Interaktionsroutinen aufgedeckt werden, die vom Träger der Kindertagesstätte, den erziehenden Fachkräften, den Eltern und den Kindern selbst reproduziert und produziert werden.

An dieser Stelle sollen jedoch nur einige der im berichteten vermeintlichen Skandal relevanten Probleme angedeutet werden. Unter Einbeziehung der vorhandenen Dokumentationen, insbesondere des ausführlichen ZEIT-MAGAZIN-Beitrags lassen sich folgende Hypothesen formulieren:

Die Einrichtung zeigt Anzeichen organisationaler und professioneller Unterstrukturierung: Die starke Verunsicherung von Leitung und Erzieherinnen-Team durch die anfänglichen Anschuldigungen weist darauf hin, dass kein deutliches, in die Praxis implementiertes Konzept existiert, das den Umgang mit sexuellen Interaktionen und Grenzüberschreitungen regelt. Kindgemäß akzeptiertes und förderungswürdiges Verhalten könnte vor dem Hintergrund spezifischer Werte in Form von Spielregeln, Ritualen und Versprachlichungen eingeübt und Grenzen zu nichtakzeptierten Umgangsformen könnten gezogen werden. Vermutlich herrschte wenig Transparenz über gemeinsam vereinbarte und kulturell-partikular tolerierte Symbole und Verhaltensweisen. Solche Regeln können die Streitkultur und auch den Umgang mit gleich- oder gegengeschlechtlichen Freundschaften und sexuell-körperlichen Erkundungen betreffen. Unter Umständen setzt das voraus, den Träger und die Erziehungsberechtigten mit "ins Boot" zu holen, was in der Regel nur mit Konfliktbereitschaft und Verhandlungsgeschick erreicht wird. Beides trauen sich Erzieherinnen bei möglicherweise schwacher Leitung selten zu. Vor allem, wenn die Elternschaft bei sexuell relevanten Themen recht heterogen ist und der Träger sie ohnehin gern vermeiden möchte. Einzelne Normen, z. B. der Umgang mit den Bereichen 'öffentlich-privat' in einer nicht völlig einsehbaren Kuschelecke führen oft zu nicht im Vorhinein regelbaren Erfahrungen, die durch eine etablierte Feedback-Kultur ausgewertet werden müssen. Klare Zielvereinbarungen mit dem Träger und ein situationsadäquates Beschwerdemanagement immunisiert weitgehend vor aufgedrängten Gewaltdiskursen und humanisiert auch die interne Sexualkultur.

Die Einzelfallstudie verdeutlicht zum einen, wie auf dem politischen Nährboden eines sexualitätsbezogenen Gefahren- und Sicherheitsdiskurses die Sexualkultur einer Einrichtung frühkindlicher Erziehung derart skandalisiert werden kann, dass vermeidbare organisationale, interaktive und personale Konflikte entstehen. Zum anderen können Defizite ausgemacht werden, deren aktive Bearbeitung im Sinne einer Sexualkulturgestaltung in vielfacher Hinsicht präventiv wirken.

Wie ist eine politisch wirksame Sexualkulturgestaltung möglich?

Von Sexualkulturbildung als einen bewussten Gestaltungsprozess soll die Rede sein, wenn auf die Bedeutung von Sexualität im menschlichen Interaktionsgeschehen hingewiesen und die Notwendigkeit begründet wird, an ihrer Kultivierung zu arbeiten durch Sexualpolitik, Organisationsentwicklung und sexuelle Bildung der Mitglieder, aber auch durch teilkulturelle Innovationsprozesse intimer Netzwerke im Sinne einer von innen heraus lernenden Organisation. Eine mögliche 'Stellschraube' für diese Veränderungsprozesse sind die professionellen Fachkräfte einer Organisation. Sie gestalten in Institutionen und Organisationen das mikrosoziale Binnenleben und die Austauschprozesse mit anderen Systemen sowie die Verbindungslinien mit dem makrosozialen gesellschaftlichen Kontext. Insofern sitzen sie an einer entscheidenden Schaltstelle für förderliche Akzentsetzungen im Verhältnis von Sexualität und Politik.

Sie können mit ihren Möglichkeiten diverse Widerstände gegen eine als inhuman identifizierte Sexualpolitik in Gang setzen wie auch an einer produktiven Sexualkulturgestaltung, z. B. für mehr sexuelle Vielfalt und gegen Fremdbestimmung und Diskriminierung, arbeiten. In Analogie zur Milieubildung in der sozialpädagogischen Bewältigungstheorie von Böhnisch (Böhnisch, 2001, S. 274ff.) soll der pädagogisch-politische Gestaltungsprozess in verschiedene Dimensionen aufgeteilt werden, die im Folgenden nur angedeutet werden können:


Auf der personal-verstehenden Dimension geht es darum, die soziale und sexuelle Praxis der Menschen mit einer möglicherweise bisher exkludierten sexuellen Identität aufklärend zu erkennen und sich auf Entdeckungsreise in Richtung von zunächst vielleicht fremden Lebenswelten zu begeben.
Auf der pädagogisch-interaktiven Dimension können durch Beziehungsaufbau, Vertrauen und Autorität sexuelle Bildungsangebote gemacht werden, die dazu beitragen, Selbstbestimmung zu artikulieren und die eigenen Handlungsspielräume sozial verträglich zu erweitern.
In der aktivierenden Dimension von Sexualkulturbildung geht es darum, in der vorgefundenen Sexualkultur vorhandene oder noch zu entwickelnde Ressourcen für ein befriedigendes Beziehungs- und Sexualleben der Menschen ausfindig zu machen. Es geht darum, sozial verträgliche Äquivalente für tendenziell destruktive, desintegrierende Elemente zu suchen. Dabei kann auf der ganzen "Klaviatur" der didaktischen Ideen zur sexuellen und politischen Bildung gespielt werden.
Eine infrastrukturelle Dimension umfasst alle Aktivitäten, die durch Konzeptentwicklung, Personalmanagement und Netzwerkbildung, auch durch sozialräumliche und politische Gestaltung Sexualkultur beeinflussen.


Bis eine solche Praxis Teil der Sexualkultur wird, müssen noch viele sexuelle Aus- und Weiterbildungsprozesse von jenen Verantwortlichen vollzogen werden, die pädagogisch, politisch und wirtschaftlich die gesamtgesellschaftliche "ars erotica" und eine pädagogisch wertvolle Sexualkultur beeinflussen können. Vielleicht gelingt es dann auch in einem längeren Prozess, Sexualität mit der in ihr enthaltenen Dimension 'Liebe' als Produktivkraft zu begreifen, mit der gegen Fremdbestimmung und Gewalt Widerstand geleistet werden kann.

Endnoten

  1. Der Begriff ist in der Governance-Forschung als kritischer Hinweis auf gesellschaftliche Prozesse der Aushöhlung repräsentativer Demokratiesysteme durch andere Teilsysteme entstanden, die sich der Sicherung von Freiheit, Gleichheit und Kontrolle entziehen (Ritzi, 2014).
  2. Angesichts der Ausdifferenzierung sexueller Lebensweisen wird in der sexualwissenschaftlichen Literatur zunehmend der Plural "Sexualitäten" gebraucht, um genau auf diesen Prozess der Differenzierung hinzuweisen.
  3. Simon und Gagnon unterscheiden kulturelle Szenarien, interpersonelle und intrapsychische Skripte, die "den Körper mit seinen begrenzten Organen und Öffnungen in eine Landschaft von Metaphern zu verwandeln - in Skript-Ebenen, die unmittelbar den überwiegend sozialen Charakter aller sexuellen Aktivitäten beweisen" (Simon & Gagnon, 2000, S. 72).
  4. Die Übersetzung aus dem Englischen "material feminism" umfasst eine größere Diskursgruppe als jene, die mit "materialistischem Feminismus" gemeint ist, der sich auf den historischen Materialismus bezieht.
  5. Die nachfolgende kurze Zusammenfassung bezieht sich auf die Recherche der Journalistin Nataly Bleuel im ZET-Magazin Nr. 49 vom 3.12.2015, S. 38-45.
  6. In einem Interview mit der Osnabrücker Zeitung wurde ich zu den Ursachen von sexualisierter Gewalt unter Kindern befragt und betonte den Einfluss psycho-sozialer Vernachlässigungsmilieus auf kompensatorische Aktivitäten der Kinder auf sexuellem Gebiet.
  7. Eine freie Journalistin der FAZ recherchierte in diesem Zusammenhang bei pro familia Mainz nach ehemaligen Sexualpädagogen, die möglicherweise der Gewalt in der Kita den Boden bereitet haben.

Literatur

Angerer, M.-L. (2012). "Gender und Performance - Ist leibliche Identität ein Konstrukt? In E. Alloa, T. Bedorf, C. Grüny & T.N. Klass (Hrsg.), Leiblichkeit. Geschichte und Aktualität eines Konzepts (S. 334-349). Tübingen: Mohr Siebeck UTB.

Benkel, Th. & Bakalin, F. (Hrsg.). Soziale Dimensionen der Sexualität. Gießen: Psychosozial.

Böhnisch, L. (2001). Sozialpädagogik der Lebensalter. Weinheim und München: Juventa.

Briken, P. (2010). Sexuelle Sucht? Wenn sexuelles Verhalten außer Kontrolle gerät. Bundesgesundheitsblatt, 53(4), 313-318.

Burchardt, E. (1999). Identität und Studium der Sexualpädagogik. Frankfurt: Peter Lang.

Crouch, C. (2008). Postdemokratie. Frankfurt a.M: Suhrkamp.

Eder, F.X. (2010). Liberalisierung und Kommerzialisierung der Sexualität in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In T. Benkel & F. Bakalin (Hrsg.), Soziale Dimensionen der Sexualität (S. 153-176). Gießen: Psychosozial.

Heitmeyer, W. (Hrsg.) (2011). Deutsche Zustände. Folge 10. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Engel, A. (2002). Wider die Eindeutigkeit. Sexualität und Geschlechter im Fokus queerer Politik der Repräsentation. Frankfurt a.M: Campus.

Foucault, M. (1977).Sexualität und Wahrheit, Bd.1: Der Wille zum Wissen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Foucault, M. (1978). Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit. Berlin: Merve Verlag.

Gallagher, B. & Wilson, A. Dieses Interview mit Michel Foucault wurde von den Autoren 1982 in Toronto geführt und The Advocate 400 (7. August 1984), S. 26-30 und 58 entnommen und gekürzt. Übersetzung von Christian Sälzer und Stephan Adolphs.

Germanis, O. & Hermann, K. (2014). Organisation und Intimität. Der Umgang mit Nähe im organisationalen Alltag - zwischen Vertrauensbildung und Manipulation. Heidelberg: Carl-Auer Verlag.

Goffman, E. (2001). Interaktion und Geschlecht (2. Auflage, 1994). Frankfurt a .M.: Campus.

Hard, M. & Negri, A. (2002). Empire - die neue Weltordnung. Frankfurt a. M., New York: Campus.

Heidel, U., Micheler, S. & Tuider, E. (2001). Jenseits der Geschlechtergrenzen. Sexualitäten, Identitäten und Körper in Perspektiven von Queer Studies. Hamburg: Männerschwarm Skript-Verlag.

Illouz, E. (2003). Der Konsum der Romantik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Kerner, I. (2009). Differenzen und Macht. Zur Anatomie von Rassismus und Sexismus. Politik der Geschlechterverhältnisse, Bd. 37. Frankfurt am Main: Campus Verlag.

Kliemke, D. (2010). Umrisse einer Weltgesellschaft. In T. Benkel & F. Bakalin (Hrsg.), Soziale Dimensionen der Sexualität (S. 91-116). Gießen: Psychosozial.

Kuby, G. (2014). Die globale sexuelle Revolution. Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit. Regensburg: fe-medienverlag.

Oeser, E. (2015). Die Angst vor dem Fremden. Wie Wurzeln der Xenophobie, Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft.

Pühl, K. (2001). Geschlechtsspezifische Sozialisation: Arbeit, Geschlecht, Gouvernementalität. In J. Deck, S. Dellmann, D. Loick & J. Müller (Hrsg.), Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang! Texte zu Subjektkonstitution und Ideologieproduktion (S. 112-123). Mainz: Ventil.

Riegler, J. & Ruck, N. (2011). Dressur des Körpers und Widerstand des Leibes? Der schöne Körper und der sexuelle Leib als Orte gegenwärtiger Selbstdisziplinierungen. In K. Wiedlack & K. Lasthofer (Hrsg.), Gendered Subjects. Körperregime und Geschlecht (S. 35-58). Innsbruck/Wien: Studien-Verlag.

Ritzi, C. (2014). Die Postdemokratisierung politischer Öffentlichkeit. Kritik zeitgenössischer Demokratie - theoretische Grundlagen und analytische Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS.

Rubin, G. (2003). Sex denken; Anmerkungen zu einer radikalen Theorie der sexuellen Politik. In A. Kraß (Hrsg.), Queer denken. Gegen die Ordnung der Sexualität (Queer Studies) (S. 31-79). Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Schmidt, R. (2012). Soziologie der Praktiken. Konzeptionelle Studien und empirische Analysen. Berlin: Suhrkamp Verlag.

Sielert, U. (2001). Gender Mainstreaming im Kontext einer Sexualpädagogik der Vielfalt. In BZgA (Hrsg.), FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung (S. 18 - 24), Heft 4. Köln.

Sielert, U. (2015). Einführung in die Sexualpädagogik. Weinheim und Basel: Beltz.

Sigusch, V. (2005). Neosexualitäten. Über den kulturellen Wandel von Liebe und Perversionen. Frankfurt a.M. & New York: Campus.

Simon, W. & Gagnon, J.H. (2000). Wie funktionieren sexuelle Skripte? In Ch. Schmerl et al. (Hrsg.), Sexuelle Szenen. Inszenierungen von Geschlecht und Sexualität in modernen Gesellschaften (S. 70-95). Opladen: Leske und Budrich.

Späth, A. & Aden, M. (2010). Die missbrauchte Republik: Aufklärung über die Aufklärer. Hamburg: Verlag Inspiration UnLimited.

Stoler, A.L. (1995). Race and the Education of Desire. Foucault’s History of Sexuality and the colonial order of things. Durham/London: Duke Uiversity Press.

Walgenbach, K. (2007). Gender als interdependente Kategorie. In K. Walgenbach & G. Dietze, A. Hornscheidt & K. Palm (Hrsg.), Gender als interdependente Kategorie. Neue Perspektiven auf Intersektionalität, Diversität und Heterogenität (S. 23-65). Opladen & Farmington Hills: Buderich.

Weeks, J. (2003). Sexuality. London: Routledge.

Winkler,G. & Degele,N. (2009). Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld: Transcript.

Zizek, S. (1999). Liebe Deinen Nächsten? Nein, danke! Die Sackgasse des Sozialen in der Postmoderne. Berlin: Verlag Volk & Welt.

ZEIT-Magazin (2015). KITA des Schreckens - Sexuelle Übergriffe. Chronik eines Skandals. Nr. 49 v. 3.12.2015. S. 36-45.

Autor

Uwe Sielert
sielert@bitte-keinen-spam-paedagogik.uni-kiel.de

Dr. Uwe Sielert, Professor für Pädagogik mit Schwerpunkt Sozialpädagogik an der Universität Kiel. Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Sexualpädagogik (gsp), Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Instituts für Sexualpädagogik Dortmund (isp) sowie im erweiterten Vorstand der Deutschen STI-Gesellschaft (DSTIG). Arbeitsschwerpunkte: Theorie der Sozialpädagogik, Pädagogik der Diversität, Sexualpädagogik und Gendertheorie.



alttext